»Verloren glaubten wir uns und ich fühlte mich bereit, das letzte Opfer für Al’Kha zu bringen, nachdem wir zusammen einen großen Sieg für Ihn errungen hatten. Doch Al’Abu vergisst Seine Kinder nicht und ist ein gütiger Vater. Immer noch schien das Licht der Träne, welche uns den Weg gewiesen hatte. Ohne Zweifel wünscht As’Sali uns hier, an genau dieser Stelle der großen Khôm.
Seit die Andersgläubigen nicht weit entfernt ein gewaltiges Ritual abgehalten haben, das einem Wasserdämon Macht nehmen sollte, waren die Wasserlöcher in der Umgebung verseucht und verlassen, was unsere Hoffnung weiter schwinden ließ. Dazu das Wissen, dass neben den Toten, die wir schon bei uns hatten, viele weitere den nächsten Morgen nicht sehen würden, so schwer waren ihre Verletzungen und so stark der Feind in ihnen.
Lulzim und ich wussten, dass es eine der prophezeiten Nächte war. 977 Gottesnamen nach unserer Vision auf dem Feld der Wiederkehr – und wieder war ein Abramant bei uns, deutlich größer als diejenigen, die wir seit dieser Vision tragen. Als Yazemin über dieser gewaltigen Träne zu beten begann, fielen wir ein, auf ihr Verständnis und ihre Kraft vertrauend. Und dann kam Er!
Zwischen den vier Sternen unserer Prophezeiung erschien das leuchtende Zelt erneut! Wie damals in Keft sprach Al’Mahasoltan dar az’Zur zu uns und wir vernahmen Seine Wünsche und Gebote. Und mehr noch! Als das Licht verklang, war aus der Träne ein See geboren, in dem aberhunderte kleine Abramanten schwammen und jeder von uns Anwesenden erhielt genau einen daraus, wie damals. Die Todwunden waren genesen und der Feind gebannt. Welch größeres Zeichen könnten uns Ad’Djiin und Seine Frauen geben, dass wir hier siedeln sollten.
Noch größer wurden unsere Ehrfurcht und Dankbarkeit, als wir erkannten, dass die verseuchten Wasserlöcher nun wieder sauberes Wasser führten. Er schenkte unserem neuen Stamm, den Beni Khabîra, eine Heimat, in der wir As’Salis Gesetze verteidigen und die Khôm schützen können, wie Er es von uns erwartet.«
—Charef ben Rashman, Erster Mawdli der Schule von Khabîra, 286 nach Rastullahs Erstem Erscheinen
Unsere Augen füllen sich mit Tränen der Trauer und Freude zugleich, wenn wir an das zurückdenken, was geschah und uns zuteilwurde. Einen harten Kampf mussten wir austragen und vielen tapferen Streitern war es nicht vergönnt, die folgenden Wunder zu sehen. Rastullah sprach zu uns, war in uns, um uns die Zweite Offenbarung zu schenken! Dies ist das Zeitalter der Rache, dem wir mutig entgegensehen. Mit Amm-el-Thona an unserer Seite durchschreiten wir all dies im Wissen, dass es Sein Wille und unser Auftrag ist. Andere würden an den Prüfungen zerbrechen, die Rechtgläubigen aber beweisen sich und wachsen daran. Al’Abu wir haben erkannt und danken Dir!
Was sich zutrug
Wir alle spürten, dass sich etwas änderte. Karawanenrouten versandeten, Brüder, Töchter, Männer und Mütter verschwanden spurlos und da war eine Unruhe in mir, die mich nach Keft ziehen ließ. Hier erlebte ich den Angriff auf das Heilige Feld, fiel dem Feind in die Hände und doch war alles wohl gefügt nach Ar’Raschtuls Plan.
Wie es begann
Bald darauf kamen tapfere Streiter mit den Söhnen des Kalifen, und dann war Er da. Ich konnte Seine Kraft deutlich spüren. In meinen Tränen floss sie aus mir und den anderen und aus den Tropfen unserer Ergebenheit und unseres Glücks formte sich die Dschadra al’Abrah, Seine Waffe gegen den Feind, der die Wüste bedroht! Mit ihr siegten die Kämpfer und sie führte uns zur Oase Khabîra. Zu dem Zeitpunkt war hier nur Wüste. Erschöpft und verletzt legten wir unsere Hoffnung auf Al’Abu und Er erhörte uns, gab uns nicht nur Wasser, unseren Körper zu nähren, sondern sprach zu uns und gab uns Seinen Willen, unsere Seelen zu erquicken.
Wir, die den Kampf überstanden hatten, beteten und wieder strahlte die Träne der Dschadra al’Abrah hell und heller, sandte ihren Schein gen Himmel und von dort antwortete Er selbst. Ein helles Licht wie ein Zelt sank herab, wie es schon einmal geschehen war. Wir alle vernahmen Seinen Willen in uns, spürten, sahen, hörten, fühlten ihn. Jeder von uns wusste, dass er auserwählt war, und niemand zweifelte an Seiner Offenbarung.
Die Todgeweihten, die wir nach den Kämpfen getragen hatten, erhoben sich und fielen in Seinen Lobpreis ein.
Als das Licht verblasste, hatte sich aus der Träne Seiner Dschadra ein See gebildet, der heute das Zentrum von Khabîra bildet und deshalb Al’Birkabrah heißt, See der Tränen. Betrachtest du ihn bei Nacht, wirst du aberhunderte kleine Tränenstücke sehen, die aus Seiner Träne entstanden und den See erhalten.
Seine Worte an uns
Ich gestehe, ich verlor mich in den Bildern vor meinem inneren Auge. Dort sah ich Alte und ihre Kinder und Kindeskinder, was mir das Gedeihen Seines Volkes zeigte. Ich sah Sippenkriegerinnen gegen Seine Feinde streiten und Sein erwähltes Volk gegen die schändliche Magie der Angreifer bestehen. Auch sah ich unsere Aufgabe, in die Wüste und die umliegenden Gebiete zu ziehen und von Seiner Offenbarung zu künden und die Dinge, die wir bisher missverstanden hatten, zu korrigieren. Lange sprachen wir miteinander über dieses Erlebnis und stellten bald fest, dass jeder etwas anderes erfahren hatte. Statt der Sippenkriegerinnen sah mein Freund Lulzim sich selbst an der Seite von Sandlöwen gegen den Feind streiten, unser Mawdli Charef sah sich im Disput mit Andersgläubigen und mein Mann Kasim sah sich als mein Schild, weshalb er danach an meiner Seite blieb. Andere sahen sich als Zielscheibe von schändlicher Magie der verderbten Schlangenkreaturen der Gott-Echse und wieder andere kämpften gegen widernatürliche Kreaturen wie Ifriitim. Ein anwesender Magier aus fernen Landen sah sich selbst mit Feuerstrahlen den Feind verbrennen.
Von den Sichtweisen auf die Offenbarung
Du bist verwirrt und meinst, das wäre unmöglich? Und doch ist es logisch. Wir haben die Gedanken und Wünsche des All— Einen gefühlt, wie sollte ein einzelner von uns dies alles erfassen und verstehen? So sah jeder von uns einen anderen Teil Seiner Gedanken und Wünsche und es ist an uns, dies auszutauschen, zu vergleichen und ein Gesamtbild zu gewinnen.
Und dieses ist noch lange nicht vollständig, wie sollte es auch, sind wir doch fehlbare Sterbliche. Deshalb achten wir jede Interpretation Seiner Offenbarungen, denn niemand weiß, wer von uns näher an Seinem tatsächlichen Willen ist.
So will ich dir die Sichtweisen einiger Rechtsschulen auf Seine Offenbarung schildern. Mitnichten sind sie festgeschrieben und wir streben danach im Disput weitere, bisher noch ungedachte Aspekte an Seinem Wirken und Seinen Gedanken zu finden, die uns der Erkenntnis ein Stück näherbringen.
Die Schule von Khabîra
»Lange haben wir nicht verstanden, was Ar’Rashid uns damals sagte: dass wir alle Seine Kinder sind, egal ob Frauen oder Männer. So ist es nur folgerichtig, dass alle die Amadah ablegen und für ihn streiten, wie es in den Gesetzen 50 bis 58 beschrieben ist.
Ad’Djiin zeigt sich in Kleinigkeiten wie dem Flug eines Geiers oder der Anzahl der Datteln an einer Palme. Wie sollen wir den Ungläubigen davon künden, wenn wir sie meiden? Sie zu belehren ist nach dem 63. Gesetz unsere Pflicht und dies tun wir über unsere Erlebnisse und Erfahrungen, die Seine Weisheit zeigen.
So hat Al’Kira uns erneut gezeigt, wie der weise Shanatir Sheranbil erkannt hat, dass es Lemash und Sômash gibt. Das Lemash ist nach dem 93. Gesetz zu meiden, doch das Sômash, wie es an der Zauberschule des Kalifen gelehrt wird, kann einen wertvollen Beitrag zum Schutz Seines Landes, der Wüste Khôm, leisten.«
—Charef ben Rashman, Erster Mawdli der Schule von Khabîra im Disput, Khabîra, 286 nach Rastullahs Erstem Erscheinen
Die Schule von Khabîra ist jung und an vielen Stellen ist unser Disput noch nicht abgeschlossen und unsere Meinung im Fluss wie das Wasser im Wadi während der Regenzeit. Wo wir sicher sind und As’Sali nun besser verstehen, ist die Tatsache, dass wir alle Seine Kinder sind und es egal ist, ob wir Frauen oder Männer sind. So beginnen wir Gesetze mit Die Gottgefälligen, denn wir sind viele und stehen nie allein. Ebenso sprechen wir von Freunden, Eltern und Kindern, denn die Gottgefälligen sollen davon stets mehrere haben.
Wenn wir von Zorn sprechen, wie im 41. und 42. Gesetz, wissen wir doch um das 36. Gesetz und die Sanftmut darin. Deshalb fassen wir auch einen Disput unter die Verteidigung der Ehre, denn ist unserer und der Ehre Rastullahs nicht mehr gedient, wenn ein überzeugter Gegner sie anerkennt, anstatt dass er tot am Boden liegt? Wie sollte er danach von seiner Erkenntnis berichten und für Al’Mahasoltan dar az’Zur streiten? Verwechsele dies nicht mit Nachgiebigkeit oder Feigheit, denn wir sind bereit, für Al’Kira zu streiten und nur, weil wir keinen Krieg oder Konflikt mit Andersgläubigen suchen, behandeln wir sie wie nicht unsereins, wie die Unauer Schule es tut, denn dies ist ein Verstoß gegen das 63. Gesetz.
Auch wenn wir in vielen Disputen unsere Meinung gebildet haben, wissen wir, dass wir fehlbar sind. Deshalb strengen wir uns an, den Willen Al’Abus annäherungsweise zu begreifen und in die richtigen Worte zu fassen. Doch wie sollen unvollkommene Worte, selbst die Geheiligten Glyphen von Unau, jemals die Gedanken eines Gottes widerspiegeln? So streben wir danach, die nun besser verstandenen Gebote treu zu befolgen, auf dass Al’Kha uns in einigen Generationen ein weiteres Mal erscheint und wir wieder mehr verstehen, bis wir einst wahrlich Seine Gesetze kennen.
Die Kefter Schule
»Denn der Gottgefällige hat sich zunächst in der Amadah zu beweisen, um sich Schild und Dschadra Rastullahs nennen zu dürfen. So ist es von ar’Yerhani überliefert und richtig, denn niemand sah etwas anderes. Schon immer gab es Achmad’sunni und einige tapfere Frauen, welche die Amadah ablegten, so hat Rastullah es gefügt und so ist es gut. Dass diese Töchter Rhondaras in den kommenden Zeiten zahlreicher sein werden, diesen Hinweis gab Al’Abu uns, mehr nicht.
Der Gläubige soll den Kontakt mit Ungläubigen meiden, denn sie verwirren den Geist und laden in ihrer Missachtung der Gebote zu falschem Verhalten ein. Dass ein Disput mit ihnen gut ist, bestreitet niemand, doch Belangloses und Unnötiges gehören nicht in solche kurzen Gespräche.
Nein, die Magie ist nicht rastullahgewollt. Al’Kha selbst nennt sie schändlich und so sollten wir sie behandeln. Ich stimme zu, dass es sehr schändliche und weniger schändliche Magie gibt und in gefährlichen Situationen ihre Anwendung das kleinere Übel sein mag – allerdings macht sie das nicht rastullahgefällig. Ich werde keinen Krieger tadeln, der nach dem Kampf durch einen Zauberwirker überlebte, solange er Al’Abu dafür preist und in Demut Buße tut und für Ar’Raschtul kämpft.«
—Raschul Bedi al’Novad, Hoher Mawdli der Neun Mawdliyat von Keft im Disput, Khabîra, 286 nach Rastullahs Erstem Erscheinen
Unbestritten ein profunder Kenner der Gesetze des All-Einen und fähiger Disputant ist Raschul, Verfechter der Rechtsschule von Keft. Sie halten treu an den alten Gesetzen nach ar’Yerhani fest und lehnen eine Neuformulierung ab. So gilt ihnen immer noch der Mann als Verteidiger der Ehre und die Frau als Hüterin des Heims, wie es seit Jahrhunderten Tradition ist. Vermutlich deshalb begrenzen sie den Umgang zwischen den Geschlechtern stärker als wir es tun.
In der Verteidigung der Ehre und der Mehrung von Rastullahs Macht sehen viele Anhänger dieser Schule den Kampf als Mittel der Wahl, und auch wenn Raschul gerne mit Andersgläubigen disputiert, lehnen sie weitergehenden Kontakt ab.
Ähnliches gilt bei Magiern, denen viele Anhänger skeptisch gegenüberstehen. Ich weiß von Sippenkriegern, die sich selbst eine Bußqueste auferlegten, weil sie magisch geheilt wurden und trotz der vom Kalifen gegründeten Zauberschule in Mherwed, ist dies alles, was sie an Magie akzeptieren.
Was sie von uns vor allem unterscheidet, ist die absolute Orientierung an den Traditionen der Wüstenstämme. Wo Dinge nicht in Gesetzen geregelt sind, richten sie sich nach dem Leben in der Khôm, um Lücken zu füllen, wo wir auch andere Lebenssituationen wie im Balash oder Thalusien betrachten.
Die Unauer Schule
»Der All-Eine zeigt uns Sippenkriegerinnen und Streiterinnen für Seine Ziele, denn wir alle sind Seine Kinder und unser Auftrag ist es, die Wüste zu bewahren. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass wir Mädchen auf Wunsch die Amadah ablegen lassen, denn ›Die Gottgefälligen‹ schließt auch sie mit ein.
Ebenso ist es mit den Andersgläubigen. Sicher teilen wir nicht ihre Anbetungen von Geistern oder anderen Göttern, doch sie zu belehren und ihnen von Al’Abus Weisheit und Größe zu berichten, ist der Auftrag in den Gesetzen 50 bis 55. Deshalb sollen wir sie in unsere Zelte einladen und ihnen Seine Herzlich— und Herrlichkeit zeigen.
Sollte er nicht eher, statt einsam Buße zu tun, Al’Kha preisen und gemeinsam mit dem rechtgläubigen Magier in den nächsten Kampf ziehen, um As’Salis Werk gegen die finsteren Frevler zu verteidigen? Wenn rechtgläubige Kinder mit magischen Fähigkeiten geboren werden, ist es der Wille von Ar’Rashid. Manche mögen Derwische werden und andere Magier von der Zauberschule des Kalifen. Sofern sie Sômash wirken, sind sie uns im Dienst an Al’Kira willkommen.«
—Asch’na Gar, Hoher Mawdli des Kalifats in einem Disput, Khabîra, 286 nach Rastullahs Erstem Erscheinen
Bei weitem die meisten Anhänger hat die Unauer Schule und sie ist der von Khabîra in vielem ähnlich. Die Formulierung der Gebote teilen wir ebenso wie die Einstellung zur Gleichberechtigung, zum Kampf und zur Magie. Worin wir uns unterscheiden, ist der Umgang mit Andersgläubigen. Diesen bringen sie noch mehr Toleranz entgegen als wir dies tun und behandeln sie an vielen Stellen genauso wie Rechtgläubige. Auch nutzen sie Schriften anderer Religionen und Staaten, um die Auslegung der Gesetze zu disputieren, was alle anderen Schulen ablehnen.
Vermutlich aus diesem Grund sind sie die Schule, die am Kalifenhof beheimatet ist und viele ihrer Mawdliyat sind hervorragende Kenner des weltlichen Rechts und Richter. Einige von ihnen sehen gar die Einheit des Kalifats und die Integration von Andersgläubigen in seinen Grenzen als ihre Aufgabe. Unter ihrem neuen Hohen Mawdli Asch’na Gar nimmt dies etwas ab, da er als früherer Anhänger der Kefter Schule weniger politisch ist, auch wenn er Andersgläubigen gegenüber toleranter auftritt als Raschul.
Die anderen Sichtweisen
»Ijadail ben Rufis aus Selem eröffnete den Disput: ›Denn der All-Eine hat auch die Ifriitim geschaffen und so sind sie Teil der Schöpfung. Alles was ist, ist eine Prüfung für uns und unser Auftrag, die Wüste zu bewahren. Das 93. Gesetz will uns sinngemäß sagen, dass wir Magie nicht schändlich einsetzen sollen.‹
Kopfschüttelnd quittierte Faruk ben Issam: ›Nur weil sie in der Schöpfung vorkommen, sind sie nicht von Rastullah geschaffen! Böse Kreaturen haben Wesen erschaffen, die Wüste zu verderben und diese sind frevelhaft und zu bekämpfen!‹
Mit einem Nicken pflichtete die Magierin Ayshal saba Gassir aus Al’Ahabad ihrem Vorredner bei: ›Es gibt schändliche Magie wie das Paktieren mit Dämonen. Es ist unsere Aufgabe, diese Frevler an der Kraft des Herren zu strafen und Seine Magie, die Elementarmagie, zu fördern und Seine Kreaturen werden uns im Kampf gegen die neue Bedrohung ebenso unterstützen wie gegen den Sphärenschänder Borbarad.‹«
—aus einem Disput zwischen Anhängern verschiedener Schulen, 286 nach Rastullahs Erstem Erscheinen
Die Schulen von Selem und Rashdul pflegen einen sehr offenen Umgang mit Magie, die Selemer Schule meint gar, man müsste jede Form akzeptieren, da Ar’Rashid sie geschaffen habe. Ich zweifle daran, denn auch die Widersacher des All— Einen nutzen sie und Er spricht im 93. Gesetz explizit von schändlicher Magie. Die Rashduler Schule folgt in vielem den Wünschen von Sultan Hasrabal und sieht in Rastullah den Herren der Magie, was Vielen in der Wüste als irregeleitet gilt. Die Schule von Fasar orientiert sich bei vielen offenen Fragen, wie die von Keft, an den Traditionen der Wüstenstämme, weshalb sie traditionelle Magieformen akzeptiert.
Bezüglich der Gleichberechtigung und des Umgangs mit Andersgläubigen stehen sie uns und der Unauer Schule sehr nahe und schon länger akzeptieren sie die Amadah von Frauen, wie As’Sali sie uns gezeigt hat. Was die Verteidigung von Ehren angeht, stehen uns Fasar und Rashdul nahe, Selem jedoch steht hier auf der Kefter Linie, was vielleicht mit ihrer Nähe zu den Echsensümpfen und dem alten Erbfeind zu tun hat.
Eine weitere Besonderheit ist die Auslegung der Speisegebote durch die Schulen von Selem und Rashdul, die nach dem 16. Gesetz lediglich den Verzehr von Wasserkreaturen verbieten, die lange Ohren und eine Schuppenhaut haben. Dabei sehen wir einen Bruch zwischen „lange Ohren“ und „eine Schuppenhaut“, sodass das Verbot zum Beispiel auch auf das giftige Khôm-Gürteltier zutrifft und Ar’Rashids Weisheit zeigt. Für die Selemer allerdings gibt es kein natürliches Wesen mehr, dessen Verzehr verboten wäre, was in meinen Augen sinnlos ist, aber vielleicht Al’Khas Weisheit verkennt.
Die Selemer sehen zudem, dass die Gesetze durch das menschliche Unvermögen verfälscht sind, worin wir mit ihnen übereinstimmen. Daraus leiten sie ab, dass sie die Gebote sinngemäß und nicht im Wortlaut befolgen, was alle Schulen außer ihnen ablehnen und wohl zum Ausspruch „verrückt wie ein Selemer“ geführt hat.
Die Beni Kasim, mehr ein religiöser Bund denn ein Stamm, pflegen in einigen Punkten ihre eigene Auslegung, welche die von Keft in Strenge noch übertrifft. Sie meiden jegliche Ungläubigen und gehen stets verschleiert, selbst die Kinder, um sich vor den Blicken der Andersgläubigen zu schützen. Auch sehen sie nur Dinge aus der Khôm als für den Rechtgläubigen erlaubt, selbst wenn die Gesetze nichts darüber sagen. Sie lehnen Reis aus Thalusien oder Wein aus dem Amhallassih ab. Bedeutung haben sie als Hüter des Fußabdrucks Rastullahs, von dem wir dir noch berichten werden, und als Wächter gegen den alten Feind.