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Unau

  • Einwohner: ca. 8.000 (nahezu ausschließlich Novadis)
  • Wappen: gespaltener Echscnschädel in Gold und Blau (alte mittelreichische Heraldik)
  • Herrschaft/Politik: Unau gehört dem Kalifen, wird jedoch von einem bestallten Wesir verwaltet
  • Garnisonen: 200 Mann Spahija (Reiterei), 33 Murawidun (Elitekämpfer), 50 Gardisten der Gelbherzen
  • Tempel: drei Bethäuser des Rastullah
  • Wichtige Gasthöfe: Funduq (Q5/P7/S27), Gaststube Bei Assaf (Q6/P5/S0), Schenke Cichanebi (Q3/P3/S9), Schenke Lotusgarten (Q2/P4/S0), Gasthaus Die Peitsche (Q5/P5/S20)
  • Besonderheiten: Ein Großteil der Bevölkerung sind Hirten, die nur während der Regenzeiten ab Rondra beziehungsweise Tsa in der Stadt leben und die Felder bestellen, viele weitere arbeiten außerhalb Unaus auf dem Cichanebi-Salzsee. Die Wasserversorgung der Stadt erfolgt über unterirdische Zuleitungen aus dem Gebirge, die unlängst mit dem Gold des Kalifen erweitert wurden.
  • Stimmung in der Stadt: Die Anwesenheit des Kalifen hat einen gewissen Glanz nach Unau gebracht, dennoch bleibt es eine Wüstcnstadt, deren Einwohner sich Ungläubigen gegenüber misstrauisch bis abweisend verhalten. Das macht den Aufenthalt für Nordländer nicht sonderlich angenehm, zumal nachts ein beständiges, unheimliches Klagen zu vernehmen ist. Das seien die Geister der Toten vieler Schlachten, heißt es.
  • Was die Unauer über ihre Stadt denken: Die Rückkehr des Kalifen an ehe glorreiche Stätte der Vergangenheit ist ein gutes Zeichen lür die Zukunft.

Überblick

Unau ist ein Symbol für die Rastullah-Anhänger gleichermaßen wie für Zwölfgöttergläubige. Zahlreiche Märchen ranken sich um die Ereignisse, die sich hier zugetragen haben. Hinter diesen Geschichten, die von Opfermut und heldenhaftem Tod erzählen, muss eine wirklich existierende Stadt einfach verblassen. Selbst bis ins ferne Vinsalt ist das Bild einer Stadt der Helden gedrungen, hundertfach überzeichnet in der pompösen Oper ’Der Kalif von Unau’.

Der Fremde wie der Gottgefällige muss einfach enttäuscht sein, wenn er die Stadt im Shadif am Südostrand der Khôm zum ersten Mal sicht. Auf einem der halbverwitterten Felsplateaus, cinem Ausläufer der nahen Unauer Berge, liegt die Oberstadt mit den Palästen der Reichen und der Adelsfamilien, die im Osten durch eine fünfzehn Schritt hohe Steilwand geschützt wird, während die übrige Stadt zum Seeufer nach Westen hin leicht abfällt. Auch die Unterstadt ist von einer fünf Schritt hohen weißen Mauer umgeben. Außerhalb der Mauer finden sich die Hütten der Ärmsten, einige karge Felder und ein Wald von Zelten. Echte Bäume gibt es fast nur innerhalb der Mauern, wo die Paläste der reichen Familien von Gärten und Hainen mit eigens gepflanzten Palmen und Mandelbäumen umgeben sind. Jenseits des Kreises, der anzeigt, wie weit das Wasser der Feggagir aus den Unauer Bergen geschöpft und getragen werden kann, beginnt die gnadenlose Khom: im Südosten ockerfarbene Geröllwüste, die sich bis zu den Unauer Bergen hinzicht; im Nordosten der feine gelbe Sand der ’echten’ Khôm; und im Nordwesten die mörderische, weiß glitzernde Salzwüste, der niemand ansieht, wo sie wirklich in den Salzsee übergeht. Selbst bei Tage meint man die Rufe der verlorenen Seelen zu hören und jene Wüstengeister huschen zu sehen, die aus dem Aufeinandertreffen der Elemente entstehen.

Viele der durch die Alanfaner Besetzung zerstörten städtischen Gebäude und Palastanlagen wurden prachtvoller als zuvor wieder aufgebaut, und es ist zu vermuten, dass die Rückkehr des beliebten Kalifen in den nächsten Jahren zu einem Anstieg der Bevölkerung führen wird.

Das Leben in Unau

Unau ist die größte Oase der Khôm, die knapp 8.000 Unauer der letzten Volkszählung stellen jedoch den absoluten Höchstwert dar. Während der Trockenzeit leben hier viel weniger Menschen: Die meisten der ärmeren Einwohner sind halbnomadische Hirten, die nur während der Aussaat— und Erntezeit in der Stadt beziehungsweise in den Hütten und Zelten vor der Stadtmauer leben.

In Unau trägt man luftdurchlässige, kühlende Leinenkleider, doch wer es sich leisten kann, hüllt sich, der Unbequemlichkeit zum Trotz, in Seide und Damast. Das mag den Fremden erstaunen. Noch befremdlicher wird er aber die Unauer Küche finden. Die Köche und Wirte scheinen nämlich von dem Wunsch durchdrungen, den ausländischen Gästen zu demonstrieren, woher der Reichtum ihrer Stadt stammt: vom Salz.

Für die Unterhaltung von Bürgern und Gästen sorgen diverse, regelmäßig stattfindende und zumeist kämpferische Spektakel wie etwa die Kamelrennen im Firun.

Seit dem Umzug des Kalifen Malkillah treten die hiesigen Novadis deutlich selbstbewusster auf insbesondere Ungläubigen begegnen sie mit abweisender Arroganz, welche die sprichwörtliche Toleranz der Unauer Schule Lügen straft.

Handel und Wirtschaft

Über Unau verläuft die einzige Landverbindung der beiden tulamidischen Kornkammern, dem Balash und dem Szinto-Tal. Auch die Karawanenstraße nach Keft und Terekh verläuft über Unau. Daher findet man auf dem Unauer Basar eine Fülle von Waren, selbst Sklaven werden hier angeboten. Das wichtigste Handelsgut jedoch ist das Salz, sowohl das einfache Speisesalz zum Würzen und Pökeln als auch Spezialsalze für Alchimie und Gerberei. Der Reichtum an Sand, Salz, Mineralien und die Geschicklichkeit der Handwerker haben in Unau zu einer Blüte der Glasbläserkunst geführt. Unauer Glaswaren sind in ganz Aventurien begehrt.

Das Porzellan schließlich ist eine der jüngsten Erfindungen Unauer Alchimisten. Zartes Geschirr und filigrane Figurinen, aus der weißen Tonerde des Szinto-Tales und weiteren geheimen Zutaten gefertigt, finden in den reichsten Städten Aventuriens reißenden Absatz, vor allem ins Horasreich zichen ganze Karawanen voll Unauer Porzellanwaren. Unau ist zudem die Hauptstadt des Shadif, und praktisch alle echten Shadif-Pferde (im Gegensatz zu den Tulamiden Mhanadistans und den Goldfelsern) werden hier zum ersten Mal verkauft. Neben dem. Unauer Pferdemarkt gibt es weitere bedeutende Viehmärkte für Kamele, Ziegen, Rinder und Schafe. Ferner werden auf den Märkten Unaus Ingrim aus den Tälern Thalusiens und Mandeln aus den Unauer Bergen, süßer Dattelwein aus der Region sowie Datteln, Feigen, Konfekt und Gewürze jeglicher Art feilgeboten. Die meisten Händler sind Novadis, den größten Teil des Handels kontrollieren die neun oberen Familien Unaus.

Geschichte Unaus

  • 192 BF: Gründung der neureichischen Garnisonsstadt Unau, Tötung des Wurms von Unau.
  • 398 BF: Erste Schlacht am Cichanebi-See; Priesterkaiserliches. Heer wird von Wüstenreitern vernichtend geschlagen. 764 BF: Gründung der Wüstenlegion in Unau.
  • 21. Phex 775 BF: Zweite Schlacht am Cichanebi; Malkillah I. eint die Novadis und schlägt das Heer Kaiser Bodars; Unau wird Residenzstadt des Kalifen.
  • 864 BF: Also spricht Rastullah wird in Unau verfasst. 968 BF: Mherwed löst Unau als Kalifenstadt ab.
  • 17. Tsa 1008 BF: Schlacht von Unau; die Stadt fällt in die Hände der Al’Anfaner.
  • 27. Efferd 1010 BF: Rückeroberung Unaus durch die Novadis 24. Boron 1022 BF: Unau wird wieder Residenzstadt des Kalifen.
  • 9. Efferd 1024 BF (4. Rastullahellah): Der neue Rat der Neun tritt in Unau zusammen.
  • 1024 BF: Malkillah III. sammelt ein riesiges Heer in Unau, um der echsischen Gefahr im Süden entgegenzutreten, 7. Rondra 1027: Der Friede von Unau; die Friedensverhandlungen zwischen dem Mittelreich und dem Kalifat in Unau finden ihren Abschluss in der Beendigung der Reconquista und der angekündigten Hochzeit zwischen Selindian Hal von Gareth und Tulameth, der Tochter des Kalifen.
Unau Map

Die Unterstadt

Die Häuser der einfachen Menschen Unaus sind aus Lehm oder hellen Ziegeln erbaut, mit Flachdächern, winzigen Fensteröffnungen in der Außenwand und häufig mit angrenzenden Ställen für Kleinvich. Auf den Straßen gibt es einige Zisternen mit klappbarem Deckel, der, außer wenn geschöpft wird, stets geschlossen bleibt, um das Wasser sauber zu halten.

Hain der Gnade (1)

Auf halbem Weg zwischen der Oberstadt und dem Funduq liegt der Hain der Gnade, ein lichtes Wäldchen aus Mandelbäumen und Dattelpalmen mit einem öffentlichen Brunnen, der aus einer Foggara gespeist wird. Hier herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von Bauern, Wasserträgern, Sklaven und Hirten, so dass, wer hier Wasser schöpfen will, oft lange warten muss. Der Hain ist aber auch ein Ort der Entspannung und ein beliebter Treffpunkt für die Unauer.

Die Feggagir

Die Feggagir (Ez.: Foggara) sind Wasserkanäle, die bis in die Unauer Berge führen, wo die thalusischen Winde abregnen. Die unterirdischen Anlagen gelten als verflucht und werden von Rastullah-Gläubigen gemieden, da sie unter mittelreichischer Herrschaft erbaut wurden. Zwar könnte Unau ohne sie nicht existieren, aber kein Unauer würde dies eingestehen.

Funduq (2)

Wie in jeder Oase liegt auch in Unau eine große Karawanserei im Stadtzentrum. Allerdings ist dieser Funduq der größte seiner Art, mit einem eigenen Basar in der Mitte und sogar einer kargen Weide für die Kamele und Shadifs. Schlafräume und Stallungen sind fast immer gut gefüllt; Kaufleute aus allen Teilen des Kalifats nächtigen hier. Dem Funduq angeschlossen ist auch eine Schmiede, in der man sowohl sein frisch erworbenes Shadif beschlagen als auch seinen neuen Sklaven mit eisernen Hals— oder Armreifen ausstatten lassen kann. Der Besitzer des Funduq, Hairan Ahmed ben Jedrech, gehört zu den wichtigsten Männern Unaus. Das ganz aus Lehmziegeln erbaute Gebäude bildet den Mittelpunkt des Unauer Wirtschaftslebens. Die Straße zwischen dem Kannemünder Tor und dem Funduq wird von zahlreichen Läden gesäumt, in denen man typische Erzeugnisse der Novadis — Lederwaren, Konfekt, gedörrtes Ziegenfleisch etc. -erste— hen kann. Salz ist natürlich die Handelsware; die übliche Einheit ist hier die (Speise-)Salzplatte, die gut einen Schritt mal 25 Finger misst, 100 Stein wiegt und 16 Marawedis kostet. Daneben gibt es das Salz auch gemahlen, in 40-Unzen-Lederbeuteln abgepackt, das Stück für 1 Zechine und 24 Muwlat. Seltene Mineralsalze für Alchimisten werden ebenfalls zu sehr hohen Preisen — feilgeboten.

Bethaus der Kasimiten (3)

Dieses Bethaus wurde vor etwa 120 Jahren von Mawdli Kasim ben Ilram gestiftet, einem der schärfsten Gegner der Unauer Schule. Seine Nachfahren und Jünger, die Kasimiten, bilden heute eine orthodoxe Sekte, neben der die Kefter Mawdliyat gemäßigt wirken. Der Betraum des äußerlich schlichten Gebäudes ist verziert mit den 99 Gesetzen. Rastullahs, die in kunstvollen Lettern auf die Wände gemalt wurden, damit der Gläubige sie stets vor Augen hat. Im ansehnlichen Tempelschatz der Kasimiten befindet sich unter anderem eine Kupferplatte mit Rastullahs Fußabdruck.

Das 1.300 Jahre alte Original des von den Philosophen Aventuriens hochgeschätzten Werkes Die sieben Wahrheiten des menschlichen Geistes wurde während des Khôm-Krieges von den Al’Anfanern geraubt.

Erstes Bethaus des Rastullah (4)

Das Bethaus der Kalifen ist das größte seiner Art. Das Gebäude wirkt mit seinen sandsteinernen Mauern und den massiven Zedernstämmen, die das Vordach und im Inneren die Decke tragen, Ehrfurcht gebietend. Allerdings steht das Haus nur den neun Familien, dem Hofstaat des Kalifen und wenigen Auserwählten der Unterstadt zur Verfügung, alle anderen können in zwei anderen Bethäusern Rastullah lobpreisen.

Da das Bethaus über einen Zugang zur Oberstadt verfügt, wird es ständig von einigen Gelbherzen bewacht. Der Hohe Mawdli Unaus, Abidallah ibn Hamadi, verwaltet das Bethaus mit dem heiligen Standbild, das Rastullahs Augen zeigt. Der größte Schatz aber ist Rastullahs Antlitz, eine überlebensgroße Büste aus einem unbekannten, schimmernden Material, die der Kalif aus Mherwed mitgebracht hat.

Tor der Eroberer (5)

Dieses zweiflügelige Portal aus massivem Zedernholz, zuweilen auch Kannemünder Tor genannt, ist der einzige Zugang zur mauerbewehrten Stadt. Die Einlegearbeiten des Tores zeigen Szenen aus dem Leben des Kalifen Omar, allerdings haben die Intarsien in den zahlreichen Kriegen um die Stadt sehr gelitten. Der Kalif hat eine Ausbesserung des Tores bereits in Auftrag gegeben, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Materialien und der Baumeister gefunden wurden, die den Wünschen Malkillahs genügen. Das Tor wird zwar immer von mindestens einem Krieger bewacht, jedoch nur in Kriegszeiten geschlossen.

Salzlagerhäuser (6)

Am westlichen Rand der Stadt, außerhalb der Mauern liegen die Lagerhäuser in der Bauweise eines Funduq, in denen das Salz lagert, che es in alle Welt verkauft wird. Die Salzgewinnung wird von einigen wenigen Sippen kontrolliert, die ihre Privilegien ebenso cifrig hüten wie sie ihre Pflichten der Stadt gegenüber erfüllen. Unter ihnen finden, sich etliche Salzgänger, Menschen mit der seltenen Gabe, Wege über den Salzsce zu finden. Man erkennt die Mitglieder der Bruderschaft an ihren Tätowierungen und Ritualnarben im Gesicht.

Brennerhäuser (7)

Im Norden Unaus erstreckt sich ein ganzes Viertel von niedrigen, rußig-schwarzen Lehmbauten und Zelten, in denen die Alchimisten, Glasgießer und -bläser sowie Porzellanbrenner tätig sind. Neben dem wertvollen Geschirr, das von allen Reichen des Kontinents geschätzt wird, werden hier vor allem Glasschmuck und die berühmten Unauer Trinkbecher und Glaskaraffen produziert. Die Herstellung des Porzellans ist ein gut gehütetes Geheimnis.

Haus der Emissäre (8)

An der westlichen Stadtmauer nahe des Funduq wurde das Haus der Emissäre errichtet. Es bietet ausländischen Emissären und ihren Begleitern eine sichere Unterkunft in Unau. Die äußere Schlichtheit des Gebäudes steht im Kontrast zur inneren Pracht; schließlich sind die Emissäre Gäste des Kalifen. Wachen der Gelbherzen sorgen für die nötige Sicherheit.

Tavernen in der Unterstadt

Im Gasthaus Bei Assaf (9) verkehren Unauer Bürger und novadische Reisende. Der Wirt Assaf würzt, wie die meisten seiner Kollegen,. seine Speisen üppig mit dem kostbaren Salz. Ungläubige werden von ihm nicht bedient und aufgefordert, das Gasthaus umgehend zu verlassen.

In der Schenke Cichanebi (10), auch Hackertreff genannt, treffen sich die Arbeiter aus den Salzlagerhäusern, die Salzhacker und die Salzgänger. Der Wirt Halaf, dessen Vater selbst ein Salzhacker war und auf dem Cichanebi ums Leben gekommen sein soll, kocht seine Speisen als einziger in der Stadt nahezu ohne Zugabe des weißen Goldes. Halaf kann Reisenden einen Führer über den Cichanebi-See vermitteln.

Das Gasthaus Die Peitsche (11) bietet gute und bezahlbare Unterkunft für Reisende und ist für seine Gastfreundlichkeit gegenüber Ungläubigen bekannt. Der angegliederte Stall bietet ausreichend Platz für die Reittiere der Gäste. Während der winterlichen Reiterfeste übernimmt der selbst wettbegeisterte Wirt Kasim die Organisation der Wetten.

Garnison der Spahija (12)

In einem Neubau in der Nähe des Tors der Eroberer sind die 200 Kriegsreiter des Kalifen untergebracht. Eine vier Schritt hohe Mauer schützt die rechteckige Anlage vor Überfällen. Zwei große Tore an den Stirnseiten der weiß getünchten Mauer ermöglichen den Reitern, die Garnison, wenn nötig, binnen weniger Minuten zu verlassen.

Garnison der Gelbherzen (13)

An der Westseite der Oberstadt bewacht die Stadtgarde die beiden einzigen Stellen, wo die Mauer aus dem hellen Sandstein der Unauer Berge durchbrochen ist: den Zugang über das Bethaus und die ’Pforte der Waren’. Die Gelbherzen haben ihren Namen yom traditionellen Symbol Unaus, dem gespaltenen gelben Echsenschädel; ehemals ein Schimpfwort, wird er heute sehr respektvoll benutzt. Die Gelbherzen sind meist Angehörige der Beni Shadif, insbesondere der Beni Khibe ra, und werden größtenteils von Mitgliedern der neun oberen Familien kommandiert.


Die Oberstadt (14)

Die Oberstadt, durch eine Mauer von der Unterstadt getrennt, umfasst einige weitläufige Villenanlagen. Die Wasserversorgung geschicht ausschließlich über die Feggagir, und auch hinsichtlich Nahrung ist dieses Gebiet dank seiner gut bewässerten Felder und Gärten, die zu jedem Serail gehören, nahezu autark. Fremden und Nichtmitgliedern der großen Sippen ist der Zutritt nur erlaubt, wenn sie als Gäste geladen sind oder Dienste für die hohen Herren verrichten.

Al’Shorioth (15)

Unter den Palästen der Oberstadt sticht einer besonders hervor: Al’Shorioth, die alte und neue Residenz der Kalifen. Das prunkvolle Gebäude mit den üppigen Gärten war lange Zeit verwaist, che der Kalif wieder Unau zu seiner Hauptstadt erkor. Heute aber sind die reich ausgestatteten 99 Räume der Palastanlage wieder mit Leben erfüllt. Hier leben Kalif Malkillah III. und der gesamte Hofstaat in unvorstellbarem Luxus: Die Wenigen, denen ein Empfang im Allerheiligsten zuteil wurde, berichten von goldenen Möbeln mit Polstern aus Elfenhaar, adamantenen Mosaiken auf Böden und Wänden sowie von Brunnen und Badebecken, deren Fontänen angenehm temperiertes Wasser empor sprudeln lassen — manchmal aber auch Wein, Milch oder Granatapfelsaft, wenn der Kalif seine Gäste verblüffen will. Im Harem des Kalifen, streng gesichert, wohnen die sieben Frauen des Kalifen und seine Konkubinen.

Al’Shabaoth (16)

Der Palast des Sultans von Unau befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kalifenpalast CS ist nicht auszuschließen, dass die Paläste in vergangener Zeit zusammengehörten. Nach der Rückkehr des Kaliten wurde Al’Shabaoth prachtvoll erneuert und erweitert. Hier residieren die vier Säulen (der Erste Mawdli, der Khedive, der Almosar und der Mautaban) des Großen Zeltes. Auch die erstgeborenen Söhne der novadischen Stammessultane leben in diesem Palast, wo sie sowohl als Berater im Rat der Neun als auch als Geiseln fungieren. Hinzu kommen zahlreiche Bedienstete und Wachen, die für das Wohl und den Schutz der Bewohner sorgen. In seiner Pracht und Ausstattung muss Al’Shabaoth den Vergleich mit Al’Shorioth nicht scheuen. Ein Flügel des Palastes wird vom Kronprinzen Marwan bewohnt.

Weitere Paläste

Jede der neun hohen Familien Unaus wohnt in einem Palast in der Oberstadt. Die Gebäude bestehen aus dem Sandstein der nahen Berge. Die Wände fast sämtlicher Gebäude sind mit weißen Kalksteinplatten verkleidet und die Kuppeln glitzern durch den Anstrich mit Quarzsandglasur; nur die Türme zeigen den natürlichen Ockerton. Die üppigen Gartenanlagen sind mit fruchtbarem Schlamm aus dem Balash aufgeschüttet und mit Mandel-, Öl— und Obstbäumen bepflanzt; alle werden jeweils durch eine eigene Foggara bewässert. Die neun Familien haben bei der Salbung eines neuen Sultans abzustimmen und stellen so wichtige Ämter wie das des Wesir-el-Bir, der für die Trinkwasserversorgung verantwortlich ist, oder des Kommandanten der Gelbherzen.


Die Fischerstadt (17)

Im Südwesten Unaus, außerhalb der schützenden Mauern, erstrecken sich die Elendsviertel. Die brüchigen Lehmbauten, Zelte und Hütten aus Palmwedeln werden von den Bewohnern innerhalb der Mauern als Fischerstadt bezeichnet. Dieser beleidigende Name für das Armen-viertel beruht auf der Unterstellung, dass die Bewohner aus Armut Fisch essen (strenggläubige Novadis essen nichts, was aus dem Wasser kommt). In den Gassen sieht man viele Kinder auf der Suche nach Nahrung umherstreifen, während die Älteren meist teilnahmslos ir gendwo im Schatten hocken oder ihre winzigen, halb vertrockneten Gärten bestellen.

Die Schenke Lotusgarten (18) ist für ihre zwielichtigen Gäste berüchtigt, die es mit dem Gesetz nicht immer sehr genau nehmen. Wer eine körperliche Auseinandersetzung nicht scheut, kann hier Informationen über die Schattenseite Unaus erhalten. Allzu naive ungläubige Reisende sollten diesen Ort jedoch lieber meiden, da die Gefahr be steht, dass sie erst betrunken gemacht und anschließend ausgeraubt werden. Die Spezialität des Lotusgarten ist der Blaue Punsch, ein Gemisch aus Rum, Tee und Zucker.

Quad Al’Zulquh (19)

Im Norden der Stadt liegt Quad Al’Zulquh, das Feld der Verbrüderung, wo der erste Kalif Malkillah alle seine Mitstreiter formell zu Novadis ernannte, indem er sich selbst und ihre Sultane in der größten Zulquh aller Zeiten zu Blutsbrüdern erklärte. Am 25. Firun findet hier ein großes Kamelrennen statt, darüber hinaus werden Reiter-Wettkämpfe ausgetragen. Regelmäßig einmal im Gottesnamen findet hier ein Pferde— und Sklavenmarkt statt, auf dem frisch gefangene Shadifs und die unglücklichen Opfer von Karawanenüberfällen und Raubzügen verkauft werden. Quad Al’Zulquh ist übrigens der einzige Ort außerhalb der Mauern Unaus, an dem keine Geister umgehen.

Dier-es-Sahiri

Auf einem eigenen Felssockel am Ostrand des Quad Al Zulquh, Djer-es-Sahiri genannt, liegt der halbverfallene Palast des unglückseligen Kalifen Sahir-Ilram. Der genusssüchtige Kalif ließ hier eine Art Lustschloss errichten, an dem er sich aber nicht lange freuen konnte. Als nämlich sein Bruder Abu Marwan Unau eroberte, beging Sahir-Iram mit allen Sklaven und Freunden Selbstmord. Die Sage erzählt, dass man noch heute zwischen den Ruinen den Klang eines novadischen Festes vernehmen kann, das schließlich im Wehklagen einer einsamen Seele endet.

Dier Al’Melachim

Im Osten Unaus, durch einige hundert Schritt Geröllwüste von der Stadt getrennt, liegt die Ruine der kaiserlichen Zwingfeste, die dort 600 Jahre stand, che sie von Malkillah erobert und geschleift wurde. Auch heute noch kann man die Reste einer typischen Festung aus der Zeit der Klugen Kaiser erkennen, mit viereckigem Grundriss, Ecktürmen und innerem Wehrbau. Nichts davon erhebt sich jedoch höher als einen halben Schritt. Da und dort lassen sich die unterirdischen Feggagir erahnen, die von den Bergen durch die Festung bis nach Unau verliefen. ’Selbstverständlich’ spuken auch in diesen Ruinen die Seelen der unglücklichen tulamidischen Reiter, die von ihrem chemaligen Gefährten, Rittmeister Malkillah ibn Hairadan, verraten und getötet wurden.


Unau im Spiel

Unau ist das Machtzentrum des Kalifats und die Residenz Malkillahs III. Reisende, die das prachtvolle Unau aus Geschichten und Legenden kennen, werden von der Schlichtheit der Stadt überrascht sein.

Ungläubige sollten sich am besten an die Bräuche und Gepflogenheiten Unaus anpassen, da viele Einwohner Fremden gegenüber reserviert und misstrauisch sind, insbesondere mit den Gelbherzen ist nicht zu spaßen. Ungläubige Störenfriede, die von ihnen aufgegriffen werden, erwartet kein gnädiges Schicksal. Auf den Märkten und im Funduq Unaus gibt es fast alle Waren zu kaufen, die das Kalifat zu bieten hat. Hier sollte es Reisenden nicht schwer fallen, Informationen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen oder eine Anstellung zu finden. Ferner werden an diesen Orten die Karawanen zusammengestellt. Der Höhepunkt einer Reise nach Unau könnte darin bestehen, die Gastfreundschaft der Herren der Oberstadt zu erlangen, eine Aufgabe, die viel diplomatisches Geschick, Fingerspitzengefühl und Redegewandtheit erfordert. Eine Audienz beim Kalifen sollten Sie nur in Ausnahmefällen gewähren.


[…] Den altehrwürdigen Raschtulswall habe ich bezwungen, die Schluchten des Khoram-Gebirges erforscht und die Höhen der Eternen überwunden welch kümmerliches Gebirge die Unauer Berge doch abgeben, angesichts solch stolzer Brüder und Schwestern […] Die raue, herbe Landschaft, welche das fruchtbare Thalusien von der trockenen Khôm abgrenzt, ist für seinen hellen Sandstein in ganz Aventurien bekannt. Zu sammen mit dem Khoram-Gebirge bilden die Unauer Berge die einzigen Sandsteingebirge Aventuriens. An die Silbervorkommen des Gebirges wer den wir freilich nicht gelangen, jede Ader ist fest in der Hand des Kalifen f…] Die wenigen Menschen, die sich hier niedergelassen haben, verdienen sich ihr tägliches Brot in den zahlreichen Steinbrüchen. Es gibt aber auch einige wenige, die auf eigene Faust durch das Gebirge ziehen, auf der Su che nach dem knapp vier Schritt großen Merach-Strauch, dessen Früchte als süßer Tod’ bekannt sind. Der Verzehr der zuckersüßen Früchte an sich ist absolut ungefährlich, man sollte aber drei Tage vor und nach dem Genuss die Finger vom Alkohol lassen, da es anderenfalls zu schweren, gelegentlich sogar tödlichen Vergiftungen kommen kann. Weitere ’Schätze der Unauer Berge sind Mandeln und Ingrim, ein herbes Gewürs, sowie Tee, der jedoch auf der thalusischen Seite angebaut wird.

— aus den Berichten eines Koscher Prospektors, 928 BF

Die Feggagir Unaus haben ihren Ursprung in diesen Bergen und werden ständig ausgebessert. Seit ein Dieb vor einigen Jahren einen Einstieg in die Kanäle und damit einen Zugang zur Stadt entdeckte, patrouillieren die Gelbherzen regelmäßig, um ein unbefugtes Eindringen, Schmuggel oder die Vergiftung des Wassers zu verhindern. Der genaue Verlauf der Feggagir, die zum Teil noch aus der Kaiserzeit stammen, und die Lage der Abflussschächte sind nur dem Sultan von Unau und dem Wesir für Trinkwasser bekannt.

Seit 1025 BF werden die alten Festungen in den Unauer Bergen, die Jahrhunderte lang leer standen, wieder bewohnt. Der Kalif schenkte dem Derwisch-Orden die alten Wehrbauten als Dank für dessen Hilfe gegen die echsische Bedrohung aus den Sümpfen und in der Hoffnung, dass die Derwische ihm bei eventuellen neuerlichen echsischen Übergriffen wieder zur Seite stehen werden.

Der vormalige Großwesir und Sultan Unaus, der frevlerische Abu Tarfidem, zelebrierte in einer gut verborgenen Höhle, in der sich ein H’Ranga-Heiligtum befindet, lästerliche Rituale. Seit einige aufrechte Recken die dort wiedererweckten Leviatanim töteten, ist die Höhle unbewohnt. Doch das Heiligtum besteht noch immer und nicht nur vereinzelte Achaz suchen danach.


Язык: Deutsch | Категория: Beitrag | Дата: 26.06.25 | Просмотров: 21 | Отзывов: 0

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