Wenn man in Riva von den Nivesen spricht, meint man damit die hier ansässigen Nivesen. Wenn man dagegen von den Nivesen flüstert, dann meint man jene kleine Gruppe, die mit der Kopfgeldjagd ihr Geld verdient. Um den zwielichtigen Anführer Jakuusa Nuvaljuk verdient sich ein halbes Dutzend verwegener Jäger ihren Lebensunterhalt mit der Jagd auf Orks, Verbrecher und andere gesuchte Personen. Die Nivesen gelten als zuverlässig, listig und erfolgreich, Gnade darf ein Gesuchter nicht erwarten. Man munkelt, die Nivesen hätten ihre Beute schon dem Uigar Kai vor der Nase weggeschnappt und in einem Fall sollen sie gar schneller als die Wilde Jagd Nagrachs gewesen sein.
Jakuusa Nuvaljuk
Der fünfzigjährige Nivese war als Kind ein Raufbold und Tunichtgut, der seiner Familie mehr Schaden als Nutzen gebracht hat. So wurde er von seinen umherziehenden Eltern in die Obhut der sesshaften Verwandten gegeben, wo Jakuusa schon in jungen Jahren dem Alkohol verfiel. Desillusioniert und allein gelassen wuchs in ihm ein Hass auf seine Mitmenschen, eine innere Wut, die ihn in die Hände zwielichtiger Gestalten trieb. Erst dort fand er Anerkennung, als er sich als fähiger Menschenjäger und Auftragsmörder erwies. Schritt für Schritt ist er in der Unterwelthierarchie Rivas aufgestiegen.
Kanjusa Kuljaka
Kanjusa ist eine gerade einmal elfjährige Nivesin, deren Eltern vor kurzer Zeit unweit Rivas starben und die sich mit letzter Kraft zum Stadttor durchschlagen konnte. Weil sich niemand sonst für sie zuständig fühlte, nahm sich Jakuusa Nuvaljuk ihrer an. Tatsächlich scheint der unbeugsame Kopfgeldjäger so etwas wie väterliche Gefühle für das Mädchen entwickelt zu haben – was für ihn bedeutet, das Mädchen in das väterliche Gewerbe einzuführen. Kanjusa erweist sich dabei als erschreckend geschickt und verspricht genauso skrupellos zu werden, wie ihr Ziehvater. Es fällt dem mageren Mädchen mit den großen, traurigen Augen nicht schwer, Mitleid zu erwecken und die Opfer der Bande abzulenken. Wer würde auch bei einem kleinen, verzweifelten Mädchen argwöhnen, dass ihr der Tod auf den Fersen folgt.
Die Rattenfängerin
Niemand kennt den richtigen Namen des nivesischen Halbbluts, das von allen nur Rattenfängerin genannt wird. Mitleid oder Gnade kennt die magere, kleingewachsene Frau nicht, weder mit sich, noch mit anderen, Humor ist ein Fremdwort für sie. Der Blick aus den hellen, schrägstehenden Augen ist kalt, ihr narbenbedecktes Antlitz und die fehlenden Schneidezähne verraten, dass sie durch schwere Zeiten gegangen sein muss.
Der Rattenfängerin ist als ebenso skrupellos wie tüchtig bekannt, ihr ist kein Auftrag zu schmutzig, solange die Bezahlung stimmt. Bisweilen ist es schon zu Verwechslungen mit Tolsa Fernel (siehe Seite 156) gekommen, ein peinlicher Irrtum und fatal dazu, zumindest dann, wenn man das Halbblut damit beauftragen will, Nagetiere zu jagen…
Gobo, ein Goblin
Als Begleiter eines bornischen Handelszugs kam der Rotpelz nach Riva, um hier sein Glück zu versuchen – was ihm zunächst nicht recht gelingen wollte. Er lebte und ernährte sich von der Rattenjagd, musste Hohn, Spott und Anfeindungen erdulden. Nachdem eine Horde Menschen den Goblin so zusammengeschlagen hatte, dass er nur knapp mit dem Leben davon kam, hatte er es satt. Er suchte nach jemandem, der ihn beschützen konnte. Seine Wahl fiel auf die Kopfgeldjäger, denen er eine Weile wie ein Hund folgte. Nachdem er sich mehrfach als geschickter Spurenleser und kundiger Späher beweisen konnte, vergaßen die Nivesen ihre anfänglichen Vorbehalte. Im Kreis der Kopfgeldjäger hat der Goblin zum ersten Mal eine Heimat gefunden hat – auch wenn er im tiefsten Innern verabscheut, womit Jakuusas Gruppe ihr Brot verdient. Ihn anzurühren oder auch nur Spott mit ihm zu treiben, wagt aber niemand, der die Nivesen kennt.
Kari Kaukinen
Wenn man den Sippenobersten der Villikauka-Sippe (siehe linke Seite) in den traditionellen Gewändern seines Volkes sieht, käme man nicht auf den Gedanken, dass Kari (41 J., 1,64, untersetzt, lange, zu Zöpfen geflochtene rote Haare) kein strikter Verfechter der nivesischen Traditionen ist. Im Gegenteil, Kari hat sich mit der Lebensart der Städter gut arrangiert und will vom Wanderleben in der Steppe nichts mehr wissen. Dennoch gilt Kari, der nur gebrochen Garethi spricht, allen Nivesen im Gewerkehoop als Autorität. Jeder, der etwas von einem der Rivaner Nivesen will, ist gut beraten, sich zunächst an ihn zu wenden.
Er selbst hat sich nie um den Sitz der Nivesen im Stadtrat bemüht. Allerdings ist es ihm zu verdanken, dass bei der letzten Wahl erstmals kein Traditionalist gewählt wurde. Der neue nivesische Vertreter, der Unterhäuptling einer kleinen Sippe, tut, was immer Kari ihm befiehlt. Kari hat sich mit Swangard Hildursdottir in einer Zweckgemeinschaft zusammengefunden, so dass die Stimme der Nivesen ihr gehört. Swangard hilft Kari gegen Konkurrenten und er revanchiert sich auf seine eigene Weise. Nicht nur, dass er Swangard mit dem Rikkani-Lahi-Pilz beliefert, einem Rauschmittel, das umherziehende Stammesgenossen für ihn sammeln. Sollte Swangard einmal eine Leiche zu viel haben, kann sie auf Kari und seine Schweine, die ihrem Ruf als Allesfresser alle Ehre machen, vertrauen.
Karis erbittertster Gegner ist der Unterhäuptling der Navalauki Tautu Likainen, der ein eingeschworener Traditionalist ist.
Nivesische Sippen in der Stadt
Die Sippe Villikauka
Viele Nivesen im Gewerkehoop gehören zur Sippe der Villikauka, die vor 20 Jahren noch als Nomaden den Karenherden hinterher gezogen sind, sich aber nach mehreren harten Wintern in Folge und bedroht von Glorana gezwungen sahen, in Riva sesshaft zu werden. Während vor allem die jüngeren Villikauka unter Führung von Kari Kaukinen (siehe oben) schnell Fuß fassen konnten, fühlen sich die meisten Älteren noch immer nicht wohl. Viele von ihnen sind dem Alkohol verfallen und versuchen verzweifelt, ihr Leid zu ertränken, andere wirken depressiv, bisweilen gar apathisch. Wenn sie nicht für Kari arbeiten, verdingen sie sich als Tagelöhner, Jagdführer, Gerber und Kürschner.
Die Sippe der Navalauki
Die Sippe der Navalauki zählt mit 90 Familienmitgliedern zu den größten unter den Sippen, die seit Generationen Jahr für Jahr nach Riva kommen, um dort das Winterlager aufzuschlagen. Die Navalauki folgen dem traditionellen Weg ihrer Ahnen oder besser, sie sind es bislang. Denn die Sippe steht vor einer Zerreißprobe. Während die älteren Familienmitglieder die wachsenden Übergriffe der Rivaner auf ihr angestammtes Territorium mit Abscheu betrachten, scheint die Jugend davon nur wenig beeindruckt. Im Gegenteil. Der Kontakt mit den Schatzsuchern hat viele vom traditionellen Weg abgebracht, auch sie wollen mit einem Mal dem Götzen des Goldes nachjagen und die Bequemlichkeit der Stadt scheint vielen verlockender, als das Leben in den Lederzelten.
Streit ist in die Zelte der zuvor so harmonischen Nivesengemeinschaft eingezogen. Mit hilfloser Missbilligung müssen die Alten mit ansehen, wie ihre Kinder begierig an den Lippen der Fremden kleben, wenn diese von der zivilisierten Welt außerhalb von Riva erzählen. Alle Älteren wollen sich jedoch nicht damit zufriedengeben, ihrem Nachwuchs die Missbilligung durch Schweigen und Zurückhaltung zu zeigen. Sie zürnen offen all jenen, die ihre Kinder verderben wollen und die keine Achtung vor der Natur haben. Es gibt Gerüchte, dass Navalauki für den Brand eines Sägewerks verantwortlich sein sollen – eine Behauptung, die nicht bewiesen werden konnte, sich aber dennoch hartnäckig hält.
Zweimal hat ihr Häuptling Tautu Likainen, bewaffnet wie für einen Kriegszug, vor dem Rathaus mit lauter Stimme öffentlich die Verderbtheit der Rivaner beklagt und gefordert, die alten Absprachen einzuhalten. Ewig wird es wohl nicht bei Appellen bleiben ( 173 C).