Abszint
Das Szinto-Tal fällt an dieser Stelle deutlich ab und ist ständig feucht: Rund um Abszint (EW 400) sind Nassreisfelder angelegt, hier gedeihen auch Brabaker Rohr, Gandelrohr und der Shadifnagelbaum (Gewürznelke). Es ist nicht unüblich, in der Gegend auf Echsenmenschen zu treffen. Eine Ruine mit Stelen voller unleserlicher Zeichen westlich des Ortes bezeichnen die Einheimischen als altes Relikt des Kampfes gegen die Echsen – und von neugierigen Besuchen wird dringend abgeraten. In Abszint startet (oder endet) zudem der arratische Weg, die Karawanenroute nach Vishia, eine der wenigen Handelsrouten nach Arratistan, die das Kalifat komplett kontrolliert.
Achan (Oase)
Ein zentraler Knotenpunkt des Ost-West-Handels ist Achan (EW 300), das Tor in Richtung Horasreich. Hier herrscht Scheich Gani Ben Hassat (rundlich, aufgeschlossen, begabter Falkner) und verfolgt eine offene Handelspolitik gegenüber Andersgläubigen. Der Mawdli im örtlichen Bethaus von Rastullah hingegen steht für einen konservativeren Ansatz. Davon lassen sich vor allem zahlreiche Jugendliche begeistern und rebellieren gegen ihre Eltern, die sie durch Handel und Wohlstand verweichlicht sehen. Der Scheich hingegen scheint von all dem unbeeindruckt und verweist darauf, dass schon seit Beginn seiner Amtszeit immer wieder Unmut herrscht. Unterstützt wird seine Position durch zahlreiche Zuzügler aus der Oase Terekh. Achan ist zudem Heimatoase der Beni Terkui und beherbergt ein gepflegtes Spielfeld für das Reiterspiel Sindaqa (tul.: Schlangenstechen), bei dem man reitend einen Dolch in die Mitte mehrerer konzentrischer Kreise werfen muss.
Aimar Novad
Verlassene alte Minen in den Hängen der Awalkim-Berge zeugen von der Geschichte Aimar Novads (EW 200): Einst wurde die Siedlung vom Kalifat gegründet, um hier Eisenerz zu fördern, schließlich schürfen in den Awalkim auch Ambosszwerge und die Stadt Khunchom erfolgreich nach Erz.
Allerdings waren die Minen von Aimar Novad nicht ergiebig und wurden aufgegeben. Zusätzlich versandete der Hafen, sodass das heute zu Thalusien gehörende Dorf nun trostlos nur ein paar hartnäckige Bauern beherbergt. In jüngster Zeit sollen aber sowohl das Kalifat als auch thalusische Rebellen daran interessiert sein, einen Neuanfang zu wagen und die Gegend unter ihre Herrschaft zu bringen.
Al’Mharim (Oase) – Das alte Eslamabad
Majestätisch liegt die Kleinstadt Al’Mharim (EW 800) auf einem Hochplateau der Amhallassih-Kuppen und gibt den Blick frei auf Felsformationen, Kieswüste und Sand der nördlichen Khôm. Umgeben von kargem und schroffem Felsland ist Al’Mharim selbst eine blühende Oase, die Luft ist trocken, aber angenehm kühl. Blumen ranken sich um verspielt verzierte Hausfassaden. Die Stadt ist bekannt für ihre warmen Quellen und noch heute ein Kurort mit Badehäusern, der Gäste vom gesamten Kontinent empfängt. Bevor sie vom Kalifat erobert wurde, hieß sie Eslamabad oder Eslamsbad – der erste Kaiser Almadas soll die Quellen entdeckt und die Stadt gegründet haben. Heute lockt sie Wohlhabende ebenso an wie Gaukler, Haimamudim und Quacksalber, die ein Stück vom Reichtum der Gäste abhaben wollen. Man munkelt, dass die heißen Quellen nicht natürlichen Ursprungs seien, aber alle Eingänge in die Tiefe schon vor langer Zeit versiegelt, verschüttet und sogar magisch gesichert worden sein sollen.
Al’Tamur
Gelegen inmitten der fruchtbaren Wiesen der Aschub— Ebene ist Al’Tamur (EW 450) vor allem bekannt für seinen Dayira al’Yuqatil, den „Streitkreis“, wie ihn im novadischen Teil des Balash viele Städte und Dörfer besitzen. In Al’Tamur ist es ein gepflasterter Platz, auf dem sich den ganzen Tag lang Einheimische oder auch fremde Händler einfinden können, um über ein Thema zu debattieren. Diese öffentlichen Diskussionen wiederum locken zahlreiche Schaulustige an, die den besten Debattenteilnehmern applaudieren. In Al’Tamur ist man stolz darauf, seit Generationen einige der scharfsinnigsten Debattierer hervorzubringen.
Al’Kash (AK)
Wer Amhallah über Land erreicht, wird womöglich das im Westen gelegene Fremdentor (AK01) passieren, eines von zwei großen Stadttoren. Über beiden weht das Stadtwappen, ein neunstrahliger silberner Stern auf rotem Grund. Wer über den Yaquir kommt, wird in den Flusshafen einlaufen, von dem kleinere Tore in die quirlige Stadt führen. Er ist der einzige Yaquirhafen, der während des horasisch-mittelreichischen Krieges von beiden Seiten angelaufen werden konnte, was den Handel in der Stadt erblühen ließ. Dies hat sich der kluge Emir zunutze gemacht und alle Händler, gleich welcher Herkunft, unter seinen Schutz gestellt. Am Hafen neben den Lagerhäusern und Kontoren liegt das Teehaus Khoramsbestie (G01) (Q4, P4).
Hell verputzte Häuser mit Flachdächern, Gutshäuser mit gekachelten Kuppeln und Brunnen unter Bäumen dominieren das von Novadis erbaute Viertel Al’Kash. Bauern und Winzer kehren nach getanem Tagwerk hinter die schützenden Mauern zurück. Händler, Schmuggler und Karawanenführer haben hier ihre Heimat. Treffpunkt ist der Viehmarkt, wo die Tiere zwischen Wassermelonen, alchimistischen Zutaten und Kunsthandwerk angeboten werden. Daneben liegt der größte Sklavenmarkt des Amhallassih, wo überwiegend ehemalige Bewohner der nördlichen Regionen angeboten werden, die sich Frevel und Verbrechen schuldig gemacht haben. Das Hotel Al’Makil (G04) (Q5, P5, S25) ist das beste Haus am Platze – anders als die Schänke Zum 16. Gesetz (G05) (Q1, P2) – eine erbärmliche Kaschemme, die strikt nach Gottesgebot serviert und die Armen speist, aber keine Mittel für Luxus übrig hat. Als Bollwerk gegen feindliche Angriffe ist die Stadt schwer gerüstet. 100 Mann Spahija (Reiterei) und weitere 400 Mann Askarija (Bogen-, Säbel— und Speerkämpfer) sowie 40 Stadtwachen aus der Garnison (AK02) sorgen für Sicherheit.
Alt-Amhall (AA)
Alt-Amhall ist der Rest des einst von Kalif Malkillah eroberten Städtchens.
Ziegelgedeckte Häuser aus Sandstein umfassen enge Gassen, in denen Rauchstuben, Gewürzhändler, Garküchen und Teppichknüpfer ihre Dienste feilbieten. Zwischen den Häusern hängt Wäsche, bunte Tücher der Färber wehen im heißen Wind. Befestigte Basare führen zu kleinen Plätzen. Hier finden sich die Schänken Effendi (G02) (Q4, P3) und Rote und weiße Kamele (G03) (Q3, P4).
In einem sorgsam bestellten Garten liegt der Garten der Düfte (T01), der Tempel der Peraine, nicht weit vom Tsaschrein Haus des Lebens (T02) und einem geheimen Schrein des Herrn Phex. Der hiesige Mondschatten verfügt angeblich über ein vollständiges Register aller Händler, Geldwechsler und Schmuggler der Stadt.
Auf einem Felssporn, der sich über den Rest der Stadt erhebt, steht das von der Familie des Emirs gestiftete Bethaus des Rastullah (T03). Seine verzierte Arkade besteht aus dem roten Sandstein der Amhallassih-Kuppen. Das Innere schmücken kostbare Teppiche, ein Mosaikboden und eine übermannsgroße, mit Almadinen und Achaten verzierte Darstellung der Brust Rastullahs. Säulen, auf denen die 99 Gesetze geschrieben sind, tragen die Kassettendecke aus dunklem Zedernholz.
Darüber thront der weiße Palast Djer Al’Mougier (AA01) mit seinen goldenen Kuppeln und hohen Türmchen. 33 Murawidun (Elitekämpfer) wachen hier über die Sicherheit des Emirs Dschelafan al’Tergaui ben Thurschim, seines Sohnes Charim Said und seiner Familie.
Neustadt (NS)
Mit dem Wachstum der Stadt siedelten sich auch einige Mietskasernen östlich von Alt-Amhall an. Der so entstandene neue Stadtteil umschließt den alten Boronanger und die Handelsstraße in Richtung Khôm führt hier durch das zweite große Stadttor, das Karawanentor (NS01), nach Süden.
Bakir
Als einer der größten Orte des Balash macht Bakir (EW 600) nichtsdestotrotz einen eher ländlichen Eindruck. Die Kleinstadt ist von einem Mosaik aus großen Gehöften umgeben. Die Bewohner können von Landwirtschaft und Handwerk offenkundig sehr gut leben. Das Bethaus ist prunkvoll, es gibt viele Tee— und Badehäuser. Auf den Feldern nahe dem Fluss lassen sich bei genauerem Blick ungewöhnliche Tiere beobachten, die wie kleine, flugfähige Strauße mit Schwimmhäuten aussehen. Offenbar sind hier Nutzchimären (siehe Seite 82) aus Thalusien entweder entkommen oder über die Gebirgspfade der Aschubimberge geschmuggelt worden und haben nahe Bakir eine neue Heimat gefunden.
Bandur
Obwohl für eine Handelsstadt ideal am Delta des Ongalo gelegen, ist Bandur (EW 500) keine wohlhabende Stadt. Das Flussdelta selbst ist hier flach und voller Mangroven. Vor der Küste ragen schroffe Karstfelsen und Korallenriffe aus dem Wasser – große Handelsschiffe mit Tiefgang machen deswegen einen Bogen um die Stadt. Das Delta ist außerdem der Ort, an dem Zitter— und Blutrochen zur Paarung und zum Laichen kommen, was wiederum eine Gefahr für kleinere Schiffe darstellt, die Tee und Reis aus dem Ongalotal hierher bringen. Mutige Fischer fangen gelegentlich einige der Tiere, die in Kokosmilch gekocht als örtliche Delikatesse gelten. Der Efferdgeweihte Abdelbahr Effendi ist zugleich Regent der Stadt.
Bir-es-Soltan
Das kleine Dorf Bir-es-Soltan (EW 50) hat sich aus einer Karawanserei entwickelt, weil sich hier die Routen von Keft nach Kannemünde und von Malkillabad nach Unau kreuzen. Die Bewohner behaupten gerne, dass sie „alle aus demselben Haus“ stammen, obwohl es sich eindeutig um verschiedene Familien handelt. Auffällig ist ein Schrein am Ortsrand für Orhima, die zweite Frau Rastullahs, deren Bild in einen Teppich gewebt wurde. Er zeigt sie als schwarzhaarige Frau mit dunkelbrauner Haut und einer Waage in der Hand als Zeichen für Ehrlichkeit und Recht.
Brucken
Die namensgebende Brücke über den Ongalo hat Brucken (EW 650) zu Wohlstand verholfen. Das Land der Bruckener Seen ist zudem fruchtbar. Bey Latif ibn Seyshaban (bald 50, großgewachsen, Liebhaber von Töpferwaren) hat jedoch einen schlechten Ruf und gilt wahlweise als opportunistischer Sympathisant von Rebellen oder als besonders korrupter Anhänger des Regimes. Geradezu ehrfürchtig erzählen die Bewohner hier vom ehemaligen Herrscher Rakshaz Bey, einem Troll, der eines Nachts Brucken einfach verlassen hat. Es heißt, einer seiner Söhne lebe noch im Umland, aber niemand konnte dieses Gerücht bislang bestätigen. In Brucken befindet sich außerdem ein Schrein für Tuur-Mhakaq, einen verspielten Affengott, der die Mächtigen und Reichen ärgert und in Thalusien verehrt wird.
Dhargun
Harmonisch und fruchtbar erscheint dem Reisenden auf den ersten Blick Dhargun (EW 400). Geprägt von ertragreichen Böden, schmiegt sich die Siedlung in die Hügellandschaft zwischen Thalusim-Massiv und Unau-Bergen.
Doch die Menschen hier wirken bedrückt und ärmlich. Man munkelt, dass seit der Gründung vor Jahrhunderten ein Fluch auf dem Ort liege. Zu Zeiten des Diamantenen Sultanats herrschte hier ein Nekromantenzirkel, die Bân Dharguni, und es sollen mehr Untote durch die Straßen gewandelt sein als Lebende. Angeblich ist der heutige Ort auf Katakomben und Ruinen erbaut, in denen noch immer untote Wächter unheilige Artefakte und alte Schriften bewachen. Fast ironisch mutet der verwaiste Borontempel in Dhargun an, der nahe einem Bethaus des Rastullah steht. Viele rastullahgläubige Thalushim haben sich nach der Machtübernahme Dolguruks hierher geflüchtet. Die Legenden über Untote rufen Urängste in ihnen wach, glauben sie doch, dass der Körper nach dem Tod mit der Seele von Vögeln zu Rastullah getragen werden muss, um in dessen ewiges Zelt einzukehren.
El’Arrat
Gelegen an der für den Handel und insbesondere die jährliche Seidenkarawane bedeutsamen Karawanenstraße von Port Corrad nach Mengbilla, bildet El Arrat (EW 700) den nördlichsten Vorposten des al’anfanischen Imperiums. Einst Hauptstadt des Sultanats Arratistan, wurde El Arrat im Khômkrieg von den Al’Anfanern erobert. Siedler und Glücksritter aus Meridiana haben sich nach und nach niedergelassen und der ehemalige Sultanspalast dient nun als Garnison und Ausgangspunkt für gelegentliche Vorstöße. Wenngleich der Verlust El Arrats schon einige Zeit zurückliegt, haben sich die Beni Arrat damit nie abgefunden. Schon manches Kind des Sultans versuchte seinen Vater durch einen kühnen Angriff zu beeindrucken, sodass der Ort immer wieder umkämpft und das Ziel von Überfällen ist.
El’Dhena
Die Emiratshauptstadt El’Dhena (EW 1000) trägt schwer an ihrer Verantwortung, ein Emirat zu sein, dessen Grenzen im Osten von Thalusien beansprucht werden und im Süden von den Bornländern aus Kannemünde. Der Seeweg ist versperrt, seit die Andersgläubigen das einstige Hafenstädtchen Aymar Dhenanet zerstörten. Emir Mhukkadin al’Chadid ist allerdings fest entschlossen, die Stadt wieder aufzubauen und sucht nach Unterstützung gegen die Macht der bornländischen Händler. Gleichzeitig soll El’Dhena nach Wünschen des Kalifen Brückenkopf für eine künftige Rückeroberung Richtung Thalusien sein. Für die Verbindungen nach Keft und Unau durch den kaum ausgebauten Pass in den Unau-Bergen werden regelmäßig Söldner als Begleitschutz gesucht. Durch die Nähe zu Thalusien hat sich hier eine eigene Form der Seidenkunst entwickelt, die von novadischen Motiven wie Vögeln und Kalligraphie in Unauer Glyphen geprägt ist.
El’Karram (Oase)
Weißgetünchte Häuser inmitten einer blühenden Landschaft – die Oase El’Karram (EW 300) liegt eingebettet in die Stein— und Geröllwüste der Ausläufer des Khoram-Gebirges. Die Oase ist das Zentrum des Wohlstands der Beni Kharram, der auf Wollhandel sowie der ungewöhnlich hohen Fruchtbarkeit ihrer Schafe und Ziegen beruht. Überall finden sich kleine Schreine mit Widdersymbolen, außerdem drei besonders geschmückte Heiligenschreine für Khabla, Meribaan und Etilia. Überlieferungen zufolge handelt es sich dabei um die Mütter der im Zwölfgötterglauben als Halbgötter verehrten Entitäten Levthan, Ifirn und Marbo. Die Beni Kharram sind überzeugt, dass diese in El’Karram gezeugt wurden. Einmal im Jahr findet hier der Tag des Durstes statt, an dem alle Schafe in einer goldenen Tränke gewaschen und getränkt werden.
Ferchaba
Angeblich wurde die eindrucksvolle Festungsstadt Ferchaba (EW 550) aus dem roten Stein der Amhallassihkuppen von Dschinnen erbaut. Sie bewacht den Djer el-Kel Essouf, den „Berg des Windvolkes“. Wer den Pass überqueren will, muss hier Zoll an Bey Keshmal al’Harim ben Beruddin (fast 60, harte Gesichtszüge, liebt ausschweifende Feste, skrupellos) entrichten. Die Kleinstadt verfügt aber trotz ihrer strategischen Bedeutung auch über Badehäuser, Brunnen und Gärten und neben einem Bethaus des Rastullah auch über einen Schrein für seine Frau Marhibo. Prunkstück des Bethauses ist Rastullahs Auge, ein hühnereigroßer Rubin, der an der Nordwand in ein Steinauge eingelegt ist.
Hawwah
Einer der bekanntesten Pferdemärkte der Region ist in Hawwah (EW 300) zu finden. Hier werden insbesondere die begehrten Shadif-Pferde gehandelt und auch aufgezogen. Die meisten Einwohner in Hawwah gehören zum Stamm der Beni Tarash (siehe Seite 59), die Wissen um Züchtung und Umgang mit Shadifs seit Generationen weitergeben. Man trifft hier aber auch viele Beni Khibera, da in Hawwah der renommierte Waffenmeister Mezzek al’Ahjan (Anfang 40, schmale Augen, formal, aber trickreich) lehrt und ausbildet.
Kobashand
Ein Wunder der Baukunst ist Kobashand (EW 100), denn Wohnungen für bis zu tausend Menschen wurden hier in die Felsen eines weitläufigen Tals getrieben und mit Reliefs, Steinarbeiten und Balkonen verziert. Die Bewohner vom Stamm der Beni Brachtar kommen allerdings nur während der Regenzeiten hierher, um für mehrere Wochen ihre Feste zu feiern. Oberhalb der Schlucht stehen einige wenige traditionell errichtete Bauwerke, darunter die Festung, in der Sultan Al’Munshahîn (tul: Der Graufalke, *996 BF, stechende graue Augen, stets in graue Kleidung gehüllt), lebt, wenn er zu Besuch ist. Von hier startet auch der äußerst gefährliche Molgard-Pass in Richtung der Oase Birscha – eine der wenigen Verbindungen zwischen dem zentralen Kalifat und den Sultanaten jenseits der Hohen Eternen.
Machsiz
Schiffe, die den Szinto bis Machsiz (EW 500) flussaufwärts gefahren sind, müssen ihre Waren hier umschlagen, da der Fluss weiter nördlich nicht mehr schiffbar ist. Dementsprechend gute Geschäfte macht hier die große Karawanserei Roter Sand. Ein Netz von Bewässerungskanälen erstreckt sich zu beiden Seiten der Kleinstadt, auf den Feldern wachsen Kürbisse, Linsen und Koriander. In den Gräben finden sich allerdings auch viele der Schlangen, die dem „Schlangenfluss“ ihren Namen gegeben haben, insbesondere die äußerst giftige Szintokobra. Professionelle Schlangenjäger aus Machsiz gelten im gesamten Kalifat als besonders gut ausgebildet und einige ziehen als Tagelöhner durch die Lande.
Madrash
Im Khômkrieg fast vollständig zerstört, erholt sich Madrash (EW 400) erst seit kurzem. Viele der ehemaligen Bewohner wurden getötet oder von den Al’Anfanern in die Sklaverei verschleppt und so sind es vor allem Zuzügler der letzten Jahre, die aktuell das Stadtbild prägen. Jüngst wurden viele Neuankömmlinge von der Nachricht angelockt, dass im Stadtgebiet eine bis dahin unbekannte Quelle besonders reinen Ockersandes entdeckt wurde.
Das begehrte Pigment wird bis nach Rashdul gehandelt und verspricht Wohlstand, allerdings auch die Rivalität des benachbarten Al’Khomaney, das bislang das Monopol auf Ockersand in der Region hatte.
Malkillabad
Ein weiß getünchter bescheidener Palast beherbergt in Malkillabad (EW 800) den jungen Emir Habled ben Jassafer (*1017 BF, Freund der Künste, Liebling des Khedive, lebensfroh und übermütig). Charakteristisch für die Kleinstadt ist der orangefarbene Backstein ihrer Häuser, der aus Lehmgruben am Flussufer des Szinto gewonnen wird. Berühmt ist die Stadt auch für ihre begabten Töpfer sowie Porzellan-Handwerker, die nur von jenen in Unau übertroffen werden. Durch Malkillabad ziehen zahlreiche Karawanen aus Selem, Unau, Keft und Kannemünde, sodass der Emir gut an den Zöllen verdient und die Stadt als wohlhabend gilt. Die Mittel werden genutzt, um im Auftrag des Khedive (siehe Seite 117) eine Akademie der Künste zu errichten. Neben einer Statue der Shimja wird die Anlage Räumlichkeiten für die Lehre von Architekten, Bildhauern, Musikern und neue, experimentelle Brennöfen für Skulpteure beinhalten. Angesichts der neuen Bedrohung und der vielen versehrten Krieger, die als Yeshinni (siehe Seite 57) zu neuen Professionen finden, soll eine Fakultät für Heilkunst eingerichtet werden, die insbesondere geeignete Yeshinni anwirbt, die dem Anblick von Wunden durch den Kampf gewohnt und durch ihr eigenes Schicksal stark motiviert sind, Heiler zu werden. Der Bau beginnt Ende des Jahres 1044 BF und ist in seinem Gedeihen stark davon abhängig, dass entsprechend benötigte Karawanen mit Material und Personal ihren Weg in die Stadt finden – Helden sind gefragt.
Immer wieder finden sich in Malkillabad Familienangehörige von Gefallenen des Kriegs gegen Al’Anfa zum stillen Gedenken ein: Ein paar Meilen südöstlich fand die verheerende Schlacht am Szinto statt, in der das Heer des Kalifen 1008 BF vernichtend geschlagen wurde. Steinerne Stelen erinnern an die Schlacht.
Manesh (Oase)
In der Gegend rund um die Oase Manesh (EW 150) ist die Khôm felsig und insbesondere nachts und in den Morgenstunden nebelverhangen. Rund um die Oase finden sich deswegen aufgespannte Tücher und Netze, mit denen die Beni Schebt die Luftfeuchtigkeit auffangen und in kleine Behälter ableiten. Es heißt, aus Manesh stammten einige der begabtesten Rahkisas, also Zaubertänzerinnen, der Khôm. In dieser Gegend sind in jüngster Zeit immer wieder Karawanen spurlos verschwunden. Man vermutet, sie hätten sich im Nebel verirrt – doch selbst Ortsansässige sind verschollen.
Nabatil
Umgeben von Blumenfeldern trägt Nabatil (EW 300) den Beinamen Perle des Sultanats. Neben Reis und Tee werden hier vor allem Kräuter und Gewürze wie Khunchomer Pfeffer angebaut. Zu jeder Jahreszeit ist die Luft erfüllt von Düften, die auch zahlreiche Insekten anlocken. Darunter insbesondere zwischen den Monaten Peraine bis Rahja gierige Mücken, die in den Reisfeldern heranwachsen, was nur von den ebenso zahlreichen Schmetterlingen etwas ausgeglichen wird. Das Blütenfest im ersten Phexmond zieht jedes Jahr viele Menschen aus umliegenden Dörfern nach Nabatil. In den Hängen des Stierbuckels finden sich eine Vielzahl alter Gräber aus alttulamidischer Zeit. Dazu auch einige längst vergessene Schreine mysteriöser Gottheiten, die darauf schließen lassen, dass die Gegend in Urzeiten dichter besiedelt war.
Omlad
Seit 1027 BF gehört Omlad (EW 1100) nicht mehr zum Kalifat. Es wurde im Frieden von Unau an das Mittelreich übergeben, wenn auch vertraglich getarnt als Mitgift für die Heirat der Kalifentochter Tulameth (1015 BF, zurückhaltende, aber starke Politikerin) mit x Selindian Hal von Gareth verheiratet. Dabei erweist sich Tulameth, Regentin der Stadt, als äußerst umsichtige Mittlerin zwischen den Kulturen: In Omlad herrscht große gegenseitige Toleranz, es existieren Zwölfgöttertempel und ein Bethaus des Rastullah nebeneinander, und der Schmetterlingsorden des Tsatempels in Omlad hat sich der Verständigung mit Andersgläubigen verschrieben. Es schadet vermutlich auch nicht, dass Tulameth eine enge Freundschaft mit Kaiserin Rohaja pflegt.
Sameach
Viel Niederschlag und sehr fruchtbare Böden machen Sameach (EW 300) zu einem besonders ertragreichen Flecken. Im Süden des Dorfes ziehen sich an den Hängen des Stierbuckels Reisterrassen in die Höhe. Auch Tee wird hier angebaut. Die örtlichen Schreine für Rascha und Peradschaja sind zu jeder Jahreszeit umringt mit Opfergaben. Es heißt, hier leben die glücklichsten Menschen Thalusiens – was allerdings relativ zu sehen ist.
Ukuban
Die Grenzstadt Ukuban (EW: 550) am südlichen Yaquirufer wird dominiert vom gewaltigen Palast Ker’Tulam, der von Bey Charim Said ibn Dschelafan (Anfang 50, religiös tolerant, meisterlicher Säbelfechter, schlechter Reiter) seit Jahren immer mehr erweitert wird, um den Almadanern die Macht und Herrlichkeit des Kalifats vor Augen zu führen.
Virinlassih (Oase)
Rund um die Oase Virinlassih (EW 300) zeigt sich die Khôm von ihrer milden Seite. Es gibt viele Wasserlöcher, es wächst Buschland und Gras für die Viehzucht. Davon zeugt auch der Wolkenschrein des „Großen Wassergeistes Efferd“. Fast alle Reisenden bringen hier Opfer, indem sie etwas Wein verschütten. Durch die Oase reisen vor allem Karawanen in Richtung Almada oder Horasreich. Der junge Scheich und Mawdli Dilhaban ben Amir (Anfang 30, tiefe Stimme, extravaganter Kleidungsstil) ist ein Verehrer von Shimja, der Frau Rastullahs, die für Erfindungsreichtum steht, und gilt entsprechend als engagierter Verfechter für Erneuerungen. Virinlassih hat eine ungewöhnlich hohe Präsenz von Mindergeistern: Wirbelwinde spielen mit Palmenblättern, Schlammmännchen tanzen am Seeufer und gelegentlich laufen Kürbisse auf sechs Beinen davon.
Vishia
Obst— und Gemüsegärten, von Bruchsteinmauern umschlossen, säumen Vishia (EW 500), die Hauptstadt Arratistans. Vishia ist erst Sultanssitz, seit die frühere Hauptstadt El’Arrat im Khômkrieg von Al’Anfa erobert wurde, hat sich aber seitdem herausgeputzt und ist deutlich gewachsen. Eine Mauer trennt den Sultanspalast von der Stadt, in der es neben dem Bethaus auch einen Tempel gibt, in dem in seiner alttulamidischen Inkarnation Phex als Gott der Mysterien verehrt wird. Dazu kommen viele Badehäuser und Teehäuser. Vishia ist ein Schmelztigel vieler Kulturen, hier finden sich Einwohner, die von Waldmenschen abstammen, und gelegentlich sogar Echsenmenschen. Dass diese von den Beni Arrat geduldet werden, ist für konservative Novadis der reinste Frevel.