»Schon nach wenigen Stunden war ich verzaubert von den Elfen, die in perfekter Eintracht mit den Menschen leben. Ach, könnte nicht jeder Ort auf Aventurien so sein? Fernab von Habgier und Missgunst!«
—Firumberto Glaciano von Cres, Entdeckungsreisender aus Almada, 1039 BF
»Wer?«
—ein Mittelreicher, neuzeitlich
Kela
- Einwohner: 100 (davon einige Elfen)
- Herrschaft: freie Stadt, Beschlüsse werden gemeinschaftlich getroffen
- Tempel: Pilgerschrein aller Zwölfe
- Handel & Gewerbe: regionaler Knotenpunkt für den Handelsweg aus Riva, den Tauschhandel mit Nivesen und Entdeckungsreisenden sowie den Pilgerweg aus dem Süden
- Gasthäuser: Pilgerscheune mit Strohlager, Speisehaus
- Besonderheiten: einige elfische Bewohner, unter der Knute des Kaiser-Gerbald-Forts
- Stimmung in der Stadt: zwischen duldsamer, hilfloser Haltung gegenüber den Soldaten und Freundlichkeit und Geschäftssinn gegenüber Nivesen und Pilgern
Kela ist ein kleines Dorf an der Mündung des Sileri in den Frisund. Es profitiert von seiner Lage am Kreuzungspunkt der Straße vom Golf von Riva, des Zuflusses des Sileri in den Frisund, der Nomadenrouten der Nivesen (vor allem des Hokke-Stammes) und der Pilgerrouten aus dem Süden.
Kela im Überblick
Der Ort erstreckt sich nordwestlich der Flussmündung. Hier endet eine Piste aus Keamonmund am Golf von Riva, deren regelmäßig gesetzte Holzlatten aus dem Schnee ragen.
In der Dorfmitte liegt ein Pilgerschrein, der von den Bewohnern des Ortes betrieben wird. Er ist allen Zwölfen gewidmet, doch wird hier vornehmlich Praios, Firun sowie dem Handelsgott Phex gehuldigt sowie der sanften Ifirn und Aves, dem Gott der Entdecker und Reisenden. Es ist üblich, dass Durchreisende zumindest eine kleine Gabe hinterlassen, und sei es ein Stein oder eine getrocknete Blume.
Von Süd nach Nord verläuft der Pilgerweg in Richtung Frisov. Die Pilgerscheune liegt direkt an der Holzbrücke dieser Piste, die hier über den Sileri führt. Etwas weiter den Weg entlang liegt das etwas großspurig Kela-Kontor genannte kleine Hüttchen unter Führung des alten Farnil (60 Jahre, sehr langsam, schlechte Augen; Willenskraft 7 (13/13/13), SK 2). Es führt einige Nordlandwaren, Pilger-Tand und Werkzeuge, hat aber kein festes Sortiment. Manchmal findet man etwas Nützliches in der vollgestopften Stube, oft aber auch nicht. Gegenüber kann man im Speisehaus auf Anfrage von Köchin Minrika (75 Jahre, sehr bemüht, einfache Nordlandspeisen; Willenskraft 6 (13/14/12), SK 2) eine warme Mahlzeit erhalten.
Am Nordrand des Dorfes, am Ufer des Frisund mit dem Waldrand dahinter, liegt die kleine Elfensiedlung. Hier leben zehn Elfen, Mischlinge aus Au— und Firnelfen, die in der Dorfgemeinschaft akzeptiert und beliebt sind. Als Heiler, Jäger und Kunsthandwerker sind sie mit für den relativen Wohlstand des Dorfesverantwortlich. Ihre einfachen Häuser sind hübsch verziert und wirken einladend. Sie stehen, typisch für Auelfensiedlungen, mit Stelzen halb im Wasser, das aber derzeit gefroren ist.
Die Beutereiter des Forts
Bei Ankunft in Kela bietet sich den Helden ein unerwarteter Anblick:
Zum Vorlesen oder Nacherzählen:
Vor euch sind die Häuserdächer des Fleckchens Kela aufgetaucht. Rauch dringt aus den Schornsteinen, leichter Nebel liegt zwischen den Hütten. Aus ihm empor ragt ein fleckiges, altes Greifenbanner der kaiserlichen Armee. Auf drei klapprigen Mähren sitzen Soldaten und reden zu den Dorfbewohnern, die sich am Dorfplatz versammelt haben und nervös wirken.
Die Helden werden hier zum ersten Mal mit dem Unrecht konfrontiert, das die Besatzung des Kaiser-Gerbald— Forts unter Madalieb von Bilsbrück (Seite 80) begeht.
Wie sich anhand der bald zu hörenden Rufe herausstellt, verlangen die Soldaten Lebensmittelvorräte wegen des plötzlichen Wintereinbruchs und verweisen auf kaiserliches Recht. Die friedlichen Einwohner Kelas kommen den Wünschen der Soldaten widerwillig nach, wobei einige jüngere aufbegehren und dies mit Hieben beantwortet wird.
In diese Situation geraten die Helden, die diese Ungerechtigkeit wahrscheinlich nicht dulden wollen. Unternehmen sie nichts, ziehen die Soldaten mit einem guten Teil der Wintervorräte Kelas zurück ins Fort. Mischen sie sich hingegen ein, sehen die drei Kaiserlichen schnell, dass sie in der Unterzahl sind.
Treten die Helden energisch genug auf (gelungene Vergleichsprobe auf Einschüchtern (Drohung) gegen Willenskraft (Einschüchtern Widerstehen) der Soldaten) kann die Situation deshalb ohne Blutvergießen entschärft werden. Es kann aber auch zu einem Kampf kommen.
Die Werte der Soldaten findest du bei der Beschreibung des Forts auf Seite 82. Zurück im Fort berichten die Soldaten in diesem Fall entsprechend negativ über die Helden und schaffen damit keine guten Voraussetzungen für deren späteres Eintreffen im Fort.
Ungeachtet des Ausgang dieser Situation sind die Dörflerhin— und hergerissen: Einige sehen die Helden als Wohltäter, wenn sie eingegriffen haben, andere glauben nicht zu Unrecht, das nächste Mal würden die Soldaten noch mehr verlangen. Mehrheitlich ist man den Helden in Kela aber wohlgesonnen.
Die Überlieferung der Elfen
Die in der Elfensiedlung beheimateten Elfen sind Mischlinge aus Au— und Firnelfen, die das Legendengut beider Völker kennen, so auch diese beiden Legenden:
»Wehe, wenn hinter dir der Vandigra tückisch weht! Frost klirrt, Blut friert, und Einsamkeit bringt dir Leid. In unsrer Welt stirbt man allein, nur Gemeinsamkeit besteht. Denn vom Zorneswächter der Weite heißt es, er verfolge dich, umwehe dich, zermürbe dich. Reise gemeinsam, dann bleibt auch er dicht bei dir. Reise einsam, und er hetzt dich in den Tod, denn er ist selbst allein und hasst die Einsamkeit. Er will entkommen aus der einsamen Weite des Eises. Denn er ist der Traum des toten Eises, geschaffen aus nichts als badoc, ohne Verstand und Seele. Er will sich vereinen mit den Winden des Südens, denn sie sind Wind gewordener Geist, der ihm so sehr fehlt. Doch die Grenze zwischen den Elementen zu überschreiten, bleibt ihm verwehrt.«
—firnelfische Überlieferung
»Unter den Rosenohren aber herrscht eine seltsame Eigenart, die ein Teil ihres unbeständigen Geistes sein mag. Es heißt, dass sie der Einfluss eines körperlosen Geistes ohne Namen aufpeitscht, anstachelt und zwingt, die Weite des Nordens zu suchen. Immer wieder dringen sie deshalb in die Tundra vor, entschlossen zunächst, irgendeines der Dinge zu finden, von denen sie glauben, dass sie ihrem Leben einen Sinn geben: ein Edelmetall, einen Funkelstein, ein Stück Wissen, das ihnen fehlt, oder auch nur die Umrisse eines Landstrichs, die sie auf Papier bannen. Als ob sie das Land dadurch verstehen könnten! Wenn sie aber die Grenzen des alten Reiches Mandalya nach Norden hin überschreiten, ist dieser Feuereifer vergessen und bald überkommt sie Verzweiflung: Sie verlieren ihre Hoffnung, ihren Mut und sterben einsam im Frost des Nordens.«
—auelfische Überlieferung
Überleitung
Phanta kann die Helden zur Hochelfenruine führen, lässt ihre Sippe aber in Kela zurück. Der vom Vandigra verfolgte Held sollte die Auswirkungen unterwegs äußerst stark zu spüren bekommen.
Aus diesen Geschichten ergibt sich folgendes Bild: Es gibt offenbar zwei körperlose Wesen, die von den Elfen als Traum beschrieben werden und womöglich miteinander verbunden sind. Eine Grenze soll sie offenbar aufhalten können. Dies spielt auf die Mauer der Elemente an, eine hochelfische Ruine, die auch Phanta kennt und die zwischen Kela und Frigorn in den Hügeln liegt. Phanta bringt diese Ruine ins Spiel, falls die Helden nicht anhand der Aufzeichnungen des Firumberto von selbst auf diesen Ort kommen.