Einwohner: 3270
Garnisonen: 70 Krieger der Ingibjara, ca. 250 schlecht bewaffnete Kämpfer der Svelltschen Bürgerwehr
Tempel: Peraine, Firun, Efferd, Swafnir, Rondra
Was auch immer die Gelehrten und Geographen noch vor wenigen Jahren über Enqui geschrieben haben - über 'hartgesottene Gesellen', 'nördliche Einöde' und 'ärmliches Dasein weitab der Zivilisation' - all dies stimmt seit dem 29. Efferd 17 nicht mehr, viel weniger noch seit dem Ansturm der Orks auf den Svelltschen Bund:
Seit jenem schicksalsschweren Jahr ist nichts mehr, wie es einstmals war.
Am 29 Efferd liefen, nach mehrmaliger Warnung, drei Drachenschiffe der Thorwaler mit gehißten Kriegswimpeln in den Hafen ein, hundertfünfzig Männer und Frauen stürmten in die Stadt, erschlugen wohl alle Walfänger und verbrannten die Läden der Beinschnitzer. Zuletzt stürmten sie den Palast des Stadtfürsten auf dem Irrlichterhügel, knüpften den Fürsten auf und plünderten die Schatzkammern. Aber anstatt abzuziehen, ernannten sie den siebzehnjährigen lngald Ingibjarsson zum Hetmann von Enqui, beließen ihm eine Garde von dreißig Kriegern und stellten die Stadt unter ihr Recht.
Welch ein Glück, ist man versucht zu sagen, denn wenige Monate später überfielen die Orks den Svelltschen Städtebund und nahmen Tjohnar und Tiefbusen im Handstreich, wagten sich jedoch nicht in die Brinasker Marschen, sei es wegen der ständigen Präsenz Thorwaler Drachenschiffe, sei es wegen der nahezu unpassierbaren Sumpflandschaft.
Aber statt der Orks kamen Flüchtlinge. Zu hunderten erreichten sie - oft am Ende ihrer Kräfte und völlig mittellos - auf Booten und Flößen Enqui und ließen sich in der Stadt nieder. Und so stellt sich die Situation heute dar: Neben den alten Pfahlbauten der Pelzhändler, Transieder und Seefahrer am Westarm des Svellt ist eine Unzahl neuer, ärmlicher Hütten entstanden, zum Teil auf aufgeschütteten Erdhügeln, zum Teil ebenfalls auf Pfählen oder den Rümpfen alter Schiffe. Hier wohnen die ehemaligen Bauern aus dem Svelltschen Bund, ohne Unterschied ihres einstmaligen Standes. Viele der neuen Bürger wohnen auch in schlecht gezimmerten Hausbooten und auf Hüttenflößen, über denen stets dicke Rauchschwaden stehen, wenn sich die ärmsten Enquiner an Feuern aus nassem Holz zu wärmen versuchen.
Am westlichsten der Svelltarme befinden sich die Kais des eigentlichen Seehafens. Hier stehen auch einige Steinhäuser, die in erster Linie Kontore und Lager beherbergen. Auch das einzige ernstzunehmende Hotel der Stadt, das "Svellttor", ist hier zu finden. Bewohnt wird das Viertel von ehrlichen Handwerkern, die ihr Brot mit efferdgefälligem Tun verdienen.
Mehr als zwei Dutzend Schritt ragt der Irrlichterhügel über die Stadt, wo sich nach der Vertreibung der Fürsten allerlei zwielichtiges Gesindel in den alten Palastmauern niedergelassen hat. Ein Spielhaus und zwei Bordelle findet man hier und allerlei Hehler, die den armen Svelltschen Bauern für ein Brot oder eine Handvoll Nägel den letzten Kreuzer aus dem Beutel ziehen.
Die Thorwaler dagegen, die eigentlichen Herren der Stadt, scheuen diesen verwunschenen Ort, wohnen abseits in einem neu erbauten Ottaskin und lassen sich nur selten in der Stadt sehen. Ständig präsent sind nur ihre schwerbewaffneten Kriegsflöße, die Stunde um Stunde auf dem Svellt patrouillieren.
Nun, es hat sich offensichtlich nicht alles geändert: Enqui ist immer noch die Heimstatt für allerlei übles Gelichter, das andernorts steckbrieflich gesucht wird. Solcherart Volk findet man vor allem im alten Enqui, den verfallenen, untereinander durch schwankende, bemooste Stege und verrottete Hängebrücken verbundenen Pfahlbauten am westlichen Arm des Svellt. Und auch jetzt herrscht meistens Langeweile in der Stadt, denn die Orks sind weit, die Thorwaler führen ein lasches Regiment und fremdes Söldner- und Seefahrervolk bringt viel gutes Gold in die Stadt, von dem es sich - zumindestens am Irrlichterhügel - gut leben läßt.
Wahrlich, so trägt es sich zu in Enqui. Ich selbst habe es gesehen.