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Drachenkulte

Drachen gelten als die mächtigsten aller Lebewesen, so dass es nicht verwundert, dass diese alten, magiebegabten Kreaturen von den meisten Kulturvölkern gefürchtet und bewundert, aber auch verehrt oder gar vergöttert werden. Große, alte Drachen fördern oder fordern eine solche Verehrung oft selbst, angefangen von regelmäßigen Tributzahlungen über Opferungen von Tieren oder gar Jungfrauen und Jünglingen (wie in den traditionellen Sagen) bis hin zu regelrechter Anbetung.

Von den meisten berühmtberüchtigten Drachen sind solche Verehrungsformen bekannt. Vor allem die alljährlichen Tributzahlungen der Hesinde-Kirche und des Horasthrons an Shafir den Prächtigen, der sogar Aldare Firdayon von Vinsalt zur Braut forderte und bekam, gemahnen daran. Apep der Ewige unterhält in den Drachensteinen quasi ein eigenes Grenzreich gegen die Schwarzen Lande, Ykkandil(auch Ykdragil oder Ykk(an) Draco) im Regengebirge lässt sich von den Häuptlingen der Anoihas vergöttern, Ysolphur soll ein Zauberreich im Raschtulswall beherrschen, ein namentlich nicht bekannter ‘Winterdrache’ in den Nebelzinnen wird von den Fjarningern verehrt, und Schirr’Zach wird von manchen Nivesen als ältester Winterdrache und Chronist der Welt verehrt.

Die übelste Perversion stellt der noch nach seinem Fall praktizierte untote Blutkult des Schwarzen Rhazzazor in Warunk dar, in dem die Trollzacker sogar die leibhaftige Verkörperung ihres mythischen schwarzen Toten-Drachen sahen. In der Vergangenheit berüchtigt wurden die Kulte Ancarions des Roten (der zwei der drei ersten Zwergenstädte zerstörte), des Ewigen Drachen von Phecadien, des Schwarzen Kurungur, von Raskadors Wurm in Fasar, des monströsen Tuzakwurmes, des Wurmes von Unau und des chimäroiden Tatakwurmes auf Maraskan.

Als Höhepunkt der Drachen-Anbetung gilt den Gelehrten zweifellos Pyrdacor (auch Pyr Drakon oder Ignidacor), der sich im Zehnten und Elften Zeitalter von ganzen Reichen und Kulturen der Echsen und Elfen vergöttern ließ. Der tulamidische Kulturraum kennt noch heute das Märchen vom Goldenen Drachenkönig. Und die Magierakademie von Khunchom soll neben zahllosen Karfunkeln auch das ‘Drachenei des Pyrdacor’ bewahren. Wenige wirre Gelehrte befürchten, dass sogar heute noch jemand um die Wiederkehr des Goldenen Drachen beten könnte – und aus der Grenzregion zwischen dem Kalifat und Almada sind besorgniserregende Berichte über ebensolche Kultisten zu vernehmen, die sich Uled ash’Shebah (tul.: Saat des Throns) nennen (Herz des Reiches, Seite 206). Auch im Herzen der Khôm kennt man solche Kulte.

Selbst die zwölfgöttlichen Kirchen kommen nicht umhin, zur Existenz Fuldigors und seiner legendären Brüder, den sechs Hohen Drachen Alverans und den sechs Alten Drachen Deres Stellung zu Beziehen(siehe Kasten).

Um jeden der Hohen Drachen ranken sich eigene, mehr oder weniger religiöse Kulte; mehrere Orden wurden in ihrem Namen gegründet. Der heute bedeutendste Drachenorden wird vom Hort der Hesindianischen Gaben mit den Draconitern gestellt, die sich Naclador verschrieben haben. Während der Orden des Heiligen Famerlorals erloschen gilt, kennt die Rondra-Kirche noch heute Famerlor-Sekten, deren Mitglieder durch todessehnsüchtige Heldentaten Unsterblichkeit zu erlangen suchen. Einige Geweihte, vor allem aber viele Söldner, verehren den Drachensohn Kor (Seite XX). Manche Hadjinim-Bruderschaften im Raschtulswall gelten als Krieger im Namen Famerlors, wohingegen sich die Al’Drakorhim aus dem Raschtulswall und Mhanadistan von Drachenkultisten zu Drachenjägern wandelten (Land der Ersten Sonne, Seite 173). Die Ritter des Immerwährenden Kampfes, die Elite-Gardisten der Khunchomer Drachenei-Akademie, sind gerüchteweise eine verschworene, Famerlor und Kor anbetende Gemeinschaft.

Sogar bei den Novadis ist in Fasar eine Sekte bekannt, die Rastullah und Famerlor gleichsetzt. Selbst militärische Einheiten wie Drachengarde, Dragoner, bornländische Geflügelte und der Königliche Orden des Roten Drachen im Lieblichen Feld führen ihre Entstehung auf Drachen oder Taten gegen Drachen zurück.

Limbus-Magie wird oft mit Anrufungen Menacors verbunden, dessen Wächterfunktion seit der Rückkehr des Dämonenmeisters Borbarad von allen Gilden gepriesen wird. Der mysteriöse Orden der Sechs Flügel Menacors (Menacoriten) hat sich ihm verschrieben (WdZ 412).

Sowohl der aranische Drakologe Pher Drodont wie auch die Sterndeuterin Niobara, die den allwissenden Fuldigor aufsuchten, haben Geheimkulte hinterlassen, die heute noch als aranische Qabalyim und Kabalen aktiv sein sollen. Eine fatalistische Gruppe in der Oase Yiyimris verehrt einen dreizehnköpfigen Drachen der Vergänglichkeit. Die Magier des Konzils der Elemente betrachten sich als Erben der Drachen, die angeblich einst Drakonia erbauten; in der Drachenhalle stehen die Standbilder von sechs lebensgroßen Hohen Drachen. Der Drachenorden, eine mystische (oder vielleicht besser mythische) Gemeinschaft, die die Hohen und Alten Drachen verehrte, hinterließ Spuren in Almada, Selem, den Drachensteinen und Warunk; die Ordensgründer und Verfasser des verschollenen Draconomicons waren gewiss keine Menschen. Dennoch haben sich die Legenden über Träger von blitzendem rubinroten und kobaltblauen Vollpanzern mit Drachenhelm und -banner, die auf geflügelten Schlangen ritten, in all diesen Gegenden erhalten (Schild des Reiches, Seite 177f.).

Als größtes Heiligtum vieler Drachenkulte gilt die Fliegende Insel der Hohen Drachen, in der manche jedoch nur eine Verkörperung des Sternbildes Drache sehen. Symbol der Verehrung sind auch die Drachenlilie und die sagenhaften Drachlinge (Mantra’kim). Bedeutende Dokumente sind diverse als Drakologikon bezeichnete Werke und das Compendium Drakomagia des Erzmagiers Pher Drodont von Nebachot.

Selbst als Feindbild stiften Drachen Kulte. Das Wappenbild des Drachen wird traditionellerweise nur an Drachentöter vergeben, von denen die größten oft selbst als Heilige verehrt werden. In Phecadien und in den Rakula-Hügeln Garetiens wird an Schreinen berühmter Drachentöter gedacht, am Schrein von Drachenzwinge (Bornland) um Beistand gegen Drachen gebetet. Der Einsame See beim entrückten Kloster Abbadom im Lieblichen Feld enthält Visionen pilgernder Rondra-Geweihter zufolge das Skelett des von Geron mit Siebenstreich erschlagenen Wurms von Chababien. Den Zwergen gilt der Drache als das Urböse überhaupt. Die Drachen (Drakkar oder Otta) der Thorwaler hingegen rühren eher vom Kampf gegen Seeschlangen und deren Kulte her.

Die zwölf Großen Drachen

Die Alten Drachen gelten als die Hüter des Gleichgewichts und der inneren Harmonie der Sphären, ein jeder auf eigene Art: Teclador der Vorausschauende hat die Gabe der Prophezeiung und greift ausgleichend ein, ehe eine Gefahr überhaupt entsteht. Aldinor der Retter verhindert Verluste von Gleichgewicht, ehe sie sich zu stark auswirken.

Nosulgor der Spender hat die Gabe des alles durchdringenden Auges, um verlorenes Potential wieder zu finden. Er stärkt die unterliegenden Kräfte erst kurz vor ihrer Vernichtung, soll einer Sage nach aber sein einziges Auge verloren haben.

Am geläufigsten ist Fuldigor der Beender, der im Ehernen Schwert hausen soll und von mehreren Kulten angebetet wird. Er gilt als Inbegriff historischer Allwissenheit und greift nur ein, wenn etwas Mächtiges über seine Zeit hinaus besteht.

Umbracor der Zerstörer zerstört Ungleichgewicht mit gnadenloser Härte und soll auf einer Insel vor Güldenland über ein Drachenreich herrschen.

Pyrdacor der Bewahrer, einst vielleicht der mächtigste der Alten Drachen, war Hüter des Gleichgewichts der Elemente, eine Wächterfunktion, die seit seinem Sturz vor drei Jahrtausenden verwaist ist.Die Hohen Drachen werden als die ‘Wächter Alverans’ angesehen, die die Schöpfung selbst verteidigen. Es heißt, dass man sie selbst von Aventurien aus als das riesige Sternbild des Drachen erkennen kann, das nach anderer Darstellung aber der Leib eines noch unbegreiflicheren Ur-Drachen sein soll. Manche von ihnen gelten als Gefolgschaft bestimmter Götter – und nur hinter vorgehaltener Hand wird geflüstert, sie hätten sich ihren Platz in Alveran einfach genommen und seien in Wirklichkeit ebenbürtige Bundesbrüder, mit denen die Götter einen Teil ihrer Macht teilen.

Dem Gefolge Praios’ zugesprochen werden Darador mit den hundertfarbigen Flügeln, der Drache des Lichtes und Patron der Antimagie, der die Sonne gegen Angriffe der Dunkelheit beschützt und als ältester aller Drachen gilt, und Branibor mit den Eisenschwingen, der Hüter der Gerechtigkeit. Der ziegenköpfige Yalsicor ist der Drache der Freundschaft und Hoffnung und wird dem Gefolge Travias zugeschrieben. Naclador (auch Varsinor genannt) ist der Schützer der Wahrheit und Verfechter der Wachsamkeit gegen unhesindianisches Tun und wird als Gefährte Hesindes gesehen. Der löwenhäuptige Famerlor gilt als Beschützer des alveranischen Tores Melliador, Kriegsherr der Drachen und Lindwürmer, Schutzherr der Kampfmagie und Legitimator im Kampf gegen Magie sowie als Gemahl Rondras, mit der er den Schwarzen Kor zeugte. Menacor schließlich gilt als der sechsflügelige Wächter des Limbus.

Umfangreichere und weiterführende Texte zu obigen Drachen, sowie Abenteuer zu Drachen im Allgemeinen, finden Sie in der Anthologie Drachenodem.


Язык: Deutsch | Категория: Beitrag | Дата: 27.12.24 | Просмотров: 96 | Отзывов: 0

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