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Die Katakomben von Riva

Gerüchten zufolge verbirgt sich unter der Stadt am Kvill ein gigantisches System aus Gängen, Kavernen und Höhlen. Von Al’Anfa bis Frigorn erzählt man sich diese Mär, und manche sind nur aus dem Grund in die Stadt gekommen, um mit eigenen Augen die Labyrinthe zu schauen und den dort angeblich lauernden Ungeheuern ihre Schätze zu entreißen. Urheber dieser Gerüchte ist wohl ein umtriebiger Streuner namens Brandiban Atticus, der sich eine goldene Nase damit verdient haben soll, angeblich exklusive Schatzkarten und ein Vademecum an arglose Naivlinge zu verkaufen, dem angeblich zu entnehmen war, wo die gefährlichsten Bewohner der Rivaner Unterwelt hausen und wie sie zu bezwingen sind. Die Tröpfe, die sich auf den Weg machten, fanden bald heraus, dass man sie verladen hatte. Den meisten war dies unendlich peinlich, zudem hatten sich einige verschuldet, um die Expedition zu beginnen. Was lag also näher, als daheim so zu tun, als ob man in Riva sein Glück gemacht habe und das Handbuch an den nächsten Dummkopf zu einem hohen Preis zu verkaufen. Auf diese Weise verbreiteten sich die Kopien von Buch und Karte nach und nach über ganz Aventurien.
An Atticus’ Geschichte war wenig genug wahr. Aber ein Körnchen Wahrheit ist doch darin, wie bei jeder guten Geschichte.

—aus Was glaubt das Volk von Errik Dannike


Nur der älteste Teil der Stadt, das Burgviertel Aelderfried, der alte Hafen und Teile Krämerfrieds sind auf felsigem Grund gebaut, der den Bau von Kellern und Stollen erlaubt. An den Ufern des Kvill hingegen ist der Boden feucht, und man muss lange Holzstämme in den Boden rammen, auf denen die Fundamente ruhen. Dort, wo der Untergrund felsig ist, gibt es unter einzelnen Häusern Keller und Katakomben.

Diese dienen zumeist als Lagerstätte für empfindliche Güter, die kühl und dunkel gelagert werden müssen. Vom Haus der Ingstroks heißt es, dass sich ein Stollen so tief in die Erde bohrt, dass man dort Schnee aufbewahren kann, der bis in den Sommer gefroren bleibt. Auch die Burg verfügt über weitläufige Kelleranlagen, die sich über mehrere Stockwerke erstrecken. Einige der Keller und Stollen sind miteinander verbunden. Man munkelt sogar, dass man auf diesem Wege von der Burg bis vor die Stadtmauer am Rondrator gelangen kann, wo sich ein verborgener Einstieg befinden soll. Auch einen Tunnel, der bis ins Hafenbecken führt, soll es geben.

Nicht alle diese dunklen Gänge und Kammern dienen jedoch nur ehrlichen Zwecken. Im dunklen Schoß Deres lässt sich manches verbergen, der geheime Versammlungsraum einer verbotenen Sekte ebenso wie das geheime Versteck einer Diebesbande, wo sich nicht nur reichlich geplündertes Gut, sondern auch ein untergetauchter Tunichtgut verbergen mag. Ob ein Magier der Akademie unter seinem Wohnhaus ein Labor unterhält, in dem Dinge zusammenbraut, die ihn Kopf, Kragen oder gleich seine Seele kosten können, ist ebenso denkbar, wie das verschwiegene Eckchen, in der sich das Liebespaar, dessen Familien es nicht dulden wollen, dass sie beisammen sind, zum Stelldichein trifft. Eine andere Frage ist, ob sich in der Tat monströse Bewohner in den Katakomben tummeln. Es ist gut möglich, dass sich durch die Einstiege und Zugänge auch solche Bewohner in die Tunnel schleichen, die man gemeinhin als Monstren bezeichnet: geisterhafte Riesenspinnen, Morfus, Riesenamöben, Wolfsratten und anderes Gezücht.


Язык: Deutsch | Категория: Beitrag | Дата: 27.12.24 | Просмотров: 144 | Отзывов: 0

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