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Der Rastullahglauben im Zeitalter der Rache

»Als wir in das Nest eindrangen, sahen wir die Weben, welche den Sand zurückhielten und die Höhlen formten. Dies bereitete uns auf Spinnenwesen vor, auch auf große, aber nicht auf das, was uns tatsächlich erwartete. Verschiedenstes Krabbelgetier fiel über uns her. Von gewaltigen Hundertfüßern über die gepanzerten Mach’Kachelaq bis zu den gigantischen Spinnen beißt und sticht alles, egal ob es groß oder klein ist.

Sie verschleppen Kamele und Menschen als Nahrung oder um ihre Brut darin wachsen zu lassen. Ich verstand erst nicht, warum meine Bauchwunde so brannte, bis jemand mich auf die Kreatur, die sich darin entwickelte, hinwies. Ich dachte, mein Tod wäre sicher, doch vorher wollte ich so viele von dieser Brut mitnehmen, wie ich konnte.

So drangen wir tief in die Höhlen ein und trafen die Königin dieses Insektenreiches. Eine große Spinne in ihrem Netz, die von anderen Kreaturen beschützt wurde. So dick war ihr Panzer, dass unsere Angriffe abprallten. Da schenkte uns Al’Ankhra durch unsere Gebete und die Hilfe Yazemins die Dschadra al’Abrah, die sich aus unseren Tränen bildete. Mit ihr schlugen wir der Königin grässliche Wunden und konnten sie töten, doch im Todeskampf zerriss sie die Spinnenweben und die gesamte Höhle stürzte ein. Nur ein Wunder Al’Kiras rettete uns, und durch dieses verschwand auch die Kreatur in mir! Rastullah sei gepriesen für Seine Gnade und für Ihn werden wir dieses schändliche Gezücht in der Wüste vernichten, wie es das 69. Gesetz sagt.«

—Kasim ben Malkillah, zu einigen Sippenkriegern beim Aufbruch, 286 nach Rastullahs Erstem Erscheinen

Alle Informationen in diesem Kapitel sind reine Meisterinformationen und keinem Novadi in diesem Detailgrad oder vollständig bekannt. Du kannst sie nutzen, um einzelne Aspekte davon für deinen Helden aufzugreifen oder als Meisterin Abenteuer um diese neue Bedrohung zu erdenken.

Die innere Bedrohung, Gefahr unter dem Sand

Die neue Bedrohung im Zeitalter der Rache geht von uralten Spezies aus dem Zeitalter der Vielbeinigen aus, die von Spinnenköniginnen namens Gigantulae geführt werden. Sie sind durch den Sternenfall wieder aktiv geworden und verfolgen ihre äonenalten Pläne.

Die Geschichte

Das 7. Zeitalter war das der Insektoiden. Die Smaranter waren eine Spezies intelligenter Spinnen, die unter Königinnen komplexe Staaten gründeten. Schon damals raubten sie große Tiere sowie andere Kulturschaffende und verschleppten sie als Nahrung und Wirte für ihren Nachwuchs. Deshalb wurden sie bald von anderen Spezies bekämpft und als die Niederlage drohte, ließen einige sich mit Asfaloth, der Chimärenmutter, ein. Trotzdem unterlagen sie den anderen Völkern und mussten sich tief unter die Oberfläche zurückziehen. Hier blieben sie verborgen. Es ist unklar, ob es die Kunde vom Sternenfall aus Arivor war, die Steinasseln ins tiefe Nest brachte oder doch die Nachwirkungen der Zerstörung von Charyptoroths Splitter der Dämonenkrone in der Khôm oder etwas völlig anderes – doch etwas weckte die Prophetenkönigin der Gigantulae aus ihrem Tausendschlaf unter der Wüste. Die Königinnen begannen sich Stück für Stück ans verhasste Licht vorzuarbeiten.

Die Gegenwart

Heute reichen einige Städte der Vielbeinigen bis an die Oberfläche heran, und sie legen neue Sandhöhlen als Lebensraum an. Da immer wieder neue Nester entstehen, können diese unterschiedlich groß sein. Manche gleichen Termitentürmen, andere sind rein unterirdisch und manche beziehen natürliche Felshöhlen mit ein. Aktuell wächst die Population der Vielbeinigen, da sie zu Beginn die Novadis überraschten und reiche Beute machen konnten.

Sie kennen die heutige Welt nicht und wollen ihren Krieg von damals fortführen. Doch die Königinnen lernen aus den Gedanken von verschleppten Menschen. Sie verstehen, dass ihre früheren Gegner verschwunden sind und werden mutiger. Die Menschen nehmen sie noch nicht als ernste Bedrohung wahr.

Ihre früheren Dienerrassen haben mit ihnen in der Tiefe überlebt oder wurden gewaltsam assimiliert, und so sind die Nester der Gigantulae auch von diesen bevölkert. Häufig treffen die Novadis in der Wüste vor allem diese Riesenhundertfüßer, Panzerwanzen, Gigantengrillen und Schwarzkäfer. Über Pheromone werden sie von ihren Königinnen gelenkt und Angriffe koordiniert. Die neuen Schauergeschichten von Panzergeschuppten gehen auf ihre Dienerwesen, die Panzerwanzen, zurück. Noch immer ist Asfaloth die Gottheit der Königinnen, die sie leitet. Aus diesem Grund können die Königinnen Mutationen aufweisen und im Laufe der Jahre selbst Chimären erschaffen, wofür sie Tiere und Kulturschaffende entführen. Wegen der langen Zeit, die sie in der Tiefe verbracht haben, reagieren sie empfindlich auf Licht und fürchten es. Darüber hinaus schaden ihnen Bernstein und Leuchtmetall wie Illuminium, ebenso rastullahheilige Waffen und Gegenstände, da sich Rastullah immer mehr als Über-Lebensgottheit herauskristallisiert und so neben andere Lebensgötter wie Tsa tritt. Dies wird sich nach und nach erweisen – und die Novadis werden ausziehen, Waffen aus diesen Materialien zu beschaffen.

Diese „neue Bedrohung“, wie Novadis sie meist Fremden gegenüber nennen, führt zu Umwälzungen in der Wüste und wird für die Bewohner zum bestimmenden Thema in den folgenden Jahren und Jahrzehnten. Einerseits sehen sie den Sieg über die Kreaturen oder zumindest das Bewahren der Wüste vor ihnen als ihre rastullahgegebene Aufgabe, andererseits hat die Bedrohung massive gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Auswirkungen. Dazu zählen ein Mangel an Kamelen, da viele von diesen großen Tieren verschleppt werden, und das Versanden von Wasserlöchern, entweder durch Grabaktivitäten oder durch unterirdisches Abzapfen des Wassers. Darüber hinaus infizieren sich immer wieder Menschen und Tiere mit der Insektenpest, bei der Parasiten im Körper des Erkrankten wachsen. Es wird dauern, bis ein Gegenmittel gefunden wird.

So ziehen Novadis aus, um Informationen über Spinnen und andere Insektoide zu sammeln, den Kampf unter Tage zu lernen oder entsprechendes Wissen und Waffen zu finden. Manche verlassen auch erschrocken die Wüste und suchen in der Ferne ihr Glück oder wollen ein neues Leben anfangen, nachdem ihr altes von den Vielbeinigen aufgefressen wurde. Andere kehren angespornt durch die Zweite Offenbarung bewusst zurück in die Wüste oder kämpfen auf Zeit dort, was als besonderer Dienst an der Gemeinschaft und Rastullah verstanden wird. Erzählerisch bieten die Vielbeinigen ein schattenhaftes Kontrastbild zu den Werten Rastullahs. Wo er geselligen Austausch und respektvollen Diskurs, Gemeinschaftssinn, Zusammenhalt und ehrenvolle Prinzipien schätzt, propagieren die Gigantulae unter ihrer finsteren Göttin Asfaloth das Brechen des Willens von Dienern, ihre Steuerung durch Pheromone, die absolute Entbehrlichkeit des Einzelnen für die Monarchinnen des Schwarms und eine vollständige Absage an jegliche Moral. An deren Stelle tritt rücksichtslose chimärologische Forschung an Fleisch – nicht mehr –, das geformt werden kann wie es beliebt, wo Individuen verschmolzen und damit ausgelöscht und für eine ihnen zugeschriebene Aufgabe optimiert werden, die sie dann seelenlos zu erfüllen haben.

Die Novadis sind genügsam, sie teilen ohne Hintergedanken – der Schwarm der Gigantulae frisst, bis nichts bleibt, wenn nötig auch den Bruder. Die Novadis trennen säuberlich ihr Gedeck, waschen ihren Körper vor dem Gebet und schulen sich in klarem Denken und gutem Argumentieren – der Schwarm schmilzt alles zu zuckenden und wimmernden Leibern, bringt zusammen, was nie eins sein wollte und ergötzt sich an erratischer Willkür. Die Novadis spiegeln Rastullahs Licht wider wie tausende Sterne und eine von ihnen – Yazemin, Tochter Rastullahs – brachte ihren Funken als Leuchtfeuer hinaus in die tiefste Finsternis der Wüstennacht. Doch sie ist und bleibt eine einfache Frau und ihr Wort ist genauso wertvoll wie das aller anderen Rechtgläubigen. Nur ihre Kompetenz und ihre Rechtschaffenheit laden besonders zum Gespräch mit ihr ein. Ihr gegenüber steht die Prophetenkönigin der Gigantulae, deren Gier nach Macht ihre gesamte Gefolgschaft zum Dämonenopfer machen will. Ihre vielfarbene Finsternis wird im Zeitalter der Rache zum ultimativen Sinnbild für alles, was Rastullah mit Abscheu betrachtet.

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Язык: Deutsch | Категория: Beitrag | Автор: Anni Dürr, David Lukaßen | Дата: 26.06.25 | Просмотров: 18 | Отзывов: 0

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