Ihre Sprache klingt wie das Heulen der Wölfe.«
—gehört in einer Notmärker Schänke
Das Nujuka ist mit keiner anderen Sprache Aventuriens verwandt. Es ist sehr vokalbetont, da oft mehrere Selbst— und Doppellaute aufeinander folgen, ohne durch Konsonanten getrennt zu sein. Für das Ohr des Mittelländers hört es sich deshalb oft schlichtweg wie Gejaule an. Einzigartig sind auch die verwendeten Schnalzlaute, die wohl ursprünglich zum Antreiben der Karene gebraucht wurden, mit denen sich aber auch die Hirten untereinander verständigen.
Flexierte Verbformen kennt das Nujuka nicht, die grammatische Funktion eines Wortes wird durch die Satzstellung kenntlich gemacht, der Tempus durch Angabe der Zeit. Dabei treten die Satzglieder in der Folge Subjekt, Prädikat, Objekt auf. Vergleichsweise wenige Grundworte werden durch eine Vielzahl von Eigenschaftswörtern variiert. So ergibt sich eine breite Palette neuer Ausdrücke, die alle mehr oder minder genau defi niert sind. Oft sind die alleinstehenden Grundwörter nicht im Gebrauch. Ein Beispiel: Die Nivesen werden nie das Wort ‘Schnee’ (Aulauki) in Rohform gebrauchen, sondern es mit den über dreißig Begriffen, die die genaue Beschaffenheit von Firuns Element beschreiben, verbinden.
Bis vor einigen Jahren war das Nujuka vollkommen schriftlos, und viele Gelehrte scheiterten daran, eine phonetische Umschrift mit den Kusliker Zeichen zu entwickeln. Zusammen mit Schamanen vom Stamm der Hokke verfolgte jedoch Damiano von Valavet einen neuen Ansatz und schuf das Nujuknutak, ein Silbenalphabet, dass inzwischen sechs Dialekte des Nujuka akkurat wiedergibt. Es zeichnet sich durch seine geometrischen Formen aus, die in ihrer Ästhetik an Symbole angelehnt sind, die in allen Stämmen benutzt werden. Bis das Nujuknutak sich jedoch als Schriftsystem durchsetzen kann, wird noch mindestens eine Generation vergehen.
Einfache nivesische Sätze
Paika hei! Hallo, Paika!
Tei hivä-ma? Wie geht es dir?
Ba huli, mi hivä!
Keine Sorge, mir geht es gut!
Huomen mi tahto lie hauta-mai.
Morgen möchte ich einige Enten jagen.
Tei-bu ysta-jänak ba taitää nivauesä mätieto-ma?
Kennt dein Freund aus dem Süden die nivesischen Traditionen nicht?
Aurimen saati-ar tei-mai ba lie-na.
Es regnet gerade viel, du solltest nicht jagen gehen!
Glossar nivesischer Begriffe
-ar: (zu)viele
-bu: (Possessivartikel)
-hivä: gut
-inen: -artig, farbig
-jaa: heilig
-jak: schlau
-ju: weiblich
-juk: stark
-kauki: grün
-lauki: weiß
-leiken: schnell
-ma: (Fragepartikel)
-mai: mehrere (Pluralmarker)
-nuk: männlich
-na: (Hinweisartikel)
-naj: gütig
-päto: falsch, betrügerisch
-sen: tragen
-sao: wenige
-taj: fruchtbar, gewinnbringend
-yak: schlau
Ortsnamen
Aamunmäki: Dämmerungshügel
Loppuhai: Ifirns Ozean
Naauki-myrkkui-Kuuien Meripilahtu: Bernsteinbucht
Rikkolaukilahtu: Brecheisbucht
Sinnanjärvi: Blauer See
Tierbezeichnunges
Auka: Schneedachs
Eestäki: Horndrache
Eika/Eiko: Biber
Eiku: Steppenhund, wild
Einuk: Steppenhund, zahm
Haakonen: Iltis
Hauta: Ente
Jaka: Blaufuchs, Gelbfuchs, Rotfuchs
Jaunalähuk: Wels
Kaeeli: Schneehuhn
Kaika: Luchs
Kaimuk: Säbelzahntiger
Karen: Karen, aber auch ganz generell: Tier
Kiläni: Elch
Lauka: Hermelin
Leika: Wiesel
Lettu: Forelle
Muhuk: Mammut
Muuna: Fischotter
Naaku: Schneelaurer
Naaujamok: Gletscherwurm
Nälja: Hase
Nika: Rauwolf
Nikku: Gris-, Grim, Wald-, Silberwolf
Nujuki: Möwe
Jaunalähuk: Wels
Paavian: Sumpfranze
Riku: Giftschlange
Taarjuk: Bär; auch Bärengeist
Taako: Zobel
Yeeku: Orkbremse
Yeti: Schneeschrat
Yuk: Steppenrind
Weitere Begriffe
Aiji: Liebe
Akja: Schlitten (für Verletzte)
Anaurak: Wintertracht der Nivesen
Auri: Sonne
Aurimen: Heute, jetzt
Attanka: Angriff, angreifen
Ba: Nein, nicht
Bijuak: Frei— oder Notlager im Schneesturm
Eimen: gestern
Fai: arbeiten, machen
Fai-taj: Arbeit, produzieren
Fien: Winter, Tod
Jänak: abfällig für Städter und Südländer
Hai: Meer
Hei: Hallo
Huli: Sorge, Problem
Huomen: Morgen
Joa: Ja
Jou: haben
Jurte: Jurte
Jurtunar: Dorf
Juttu: Stammeshäuptling
Käämi: hochprozentiger Schnaps aus vergorener Karenmilch
Karenjuk: Hirte
Kaskju: Schamanin
Kasknuk: Schamane
Keika: Speer
Kelvo: können, fähig sein
Kuri: Fremder, abweisend, unzugänglich
Kuuien: Sumpf
Lahti: Sippenführer
Lahtjutok: Stamm, Sippe
Lie: jagen, Jäger
Lienen: Bogen
Madamal: Mond
Manikku: Himmelswölfe
Matai: Himmel
Mätieto: Gewohnheit, Tradition
Mi: Ich, mir
Naauki: lichter Wald
Nieijaa: ein heiliges Wesen, halb Wolf, halb Mensch
Nivauesä: Sammelbegriff für die nomadisierenden Nivesenstämme
Nikaureni: Oberbegriff für alle Nivesenvölker
Niva: wandern
Nu: reden, plätschern
Nuan: Wolfsmensch (Werwolf)
Rooke: Wurfkeule
Saati: Regen
Silvan: dichter Urwald
Tääkitijauma: die herbstliche Wanderung in den Süden
Taa: Er/Sie, ihm/ihr
Taana: Schwitzhütte, eine nivesische Sauna
Tahto: vorhaben, Plan
Talo: Haus
Talonar: Stadt
Taitää: wissen, Kenntnis
Tajgaä: Taiga
Tei: Du, dir
Tuja: Straße
Tuuki: Tee mit ranzigem Karenschmalz
Tuundra: Tundra, Steppe
Uesä: Mensch
Uesänuk: Mann
Uesälju: Frau
Urenuk: Bruder
Urenju: Schwester
Ysta: Freund
Yuu: jetzt, Gegenwart
Wörter für Schnee (Auswahl)
Aulauki: Schnee (nicht allein gebräuchlich)
Äkilauki: weicher Neuschnee
Aumaikaulauki: Schnee, der auf dem Boden schmilzt
Aunanukaulauki: sehr weicher Schnee
Imäaukaki: Schneeregen
Jukaulauki: verharschter Schnee
Kanijaulauki: kürzlich gefallener Schnee
Manukaulauki: schmelzender Schnee
Märkaulauki: wässriger Schnee
Mäsäaukaki: harter Schnee
Mirkaulauki: verdorbenes (dämonisches) Eis
Näajaulauki: weicher, tiefer Schnee
Riänaulauki: halb geschmolzener Schnee
Riokaulauki: frischer Schnee
Suumijaukaki: überhängende Schneewehe
Nivesische Namen
Nach— oder Sippennamen kennen die Nivesen nicht. Für gewöhnlich stellt man sich mit Namen und Stamm oder Sippe vor, etwa: “Ich bin Nirka von den Iyamit” oder “Ich bin Jeaju von Kealas Stamm/Sippe”.
Neben seinem Rufnamen hat der Nivese noch einen ‘Wolfsnamen’, der ihm seinen Platz in der Gesellschaft der Wolfsrudel zuweist. Während der Rufname von den Eltern ausgesucht wird, erwählt der Schamane den Wolfsnamen des Kindes. Er besteht oft aus Knurrlauten und entspringt – verschiedenen Berichten zufolge – einer geheimen ‘Wolfssprache’. Dies ist ein wenig übertrieben. Vielmehr handelt es sich um übliche, ein wenig abgewandelte gebräuchliche Vornamen. Der Wolfsname ist kein Geheimnis, er wird aber üblicherweise nicht als Rufname verwendet.
Weibliche Namen
Airiksela, Amuri, Auka(ju), Baituri, Bjanju, Beri, Dakauju, Dana, Duri, Eikaju, Emela, Eskola, Falkja, Guaäna, Hauka, Hikia, Janaha, Jokela, Jonuri, Kajani, Kantala, Karenju, Kelva, Kisa, Kuopi, Lauka, Lieskaju, Lojmaa, Murula, Myrra, Naij, Näljavena, Neli, Nirka, Nivilaukaju (kaum noch gebräuchlich), Ojakalla, Olu, Peltju, Pori, Rauma, Roika, Saari, Tiali, Tiensu, Tolsa, Ulu, Usi, Valla, Viala, Vieki, Ylista, Zurti
Männliche Namen
Abjo, Adjok, Altanan, Arjuk, Banuk, Beranen, Berko, Binjok, Danjuk, Ebnan, Eikaljok, Eiko, Enan, Enko, Enuk, Erm Sen, Finjhon, Garnuk, Genko, Gurjinen, Hanko, Hautan(an), Heimanuk, Hietanen, Honuk, Horganan, Janjuk, Jasu, Jorinen, Jurtan(an), Kaikanuk, Kauno, Keinjo, Kervo, Kilh(j)o, Kiamu, Kinajo, Kintan(an), Kylänjak, Lanan, Latu, Lieto, Loschim, Mada(nan) (wirklich sehr aus der Mode), Maenan, Neajo, Nejhan, Nurmjo, Poukai, Rakjo, Rasjuk, Sein(j)uk, Toljok, Uljok, Valen, Valjok, Zeino