Der Braggu (Mz.: Braggui), ein niederer Dienerdämon der Thargunitoth, erscheint stets als fliegende Dämonenfratze von erschreckendem Äußeren. Sein genaues Aussehen speist sich dabei offensichtlich zu einem gewissen Grad aus den Ängsten und Alpträumen des Beschwörers, und oft ähnelt der Kopf dem der Rasse des Beschwörers: In den Mysobsümpfen begegnete ich einst einem echsischen Stammeszauberer, der einen Braggu in der Form eines brüllenden Alligatorkopfes herbeirief. Es wäre jedoch vermessen, einen Braggu genauestens studieren zu vollen, um daraus auf eine besondere Schwäche des Invokators zu schließen.
Die Braggui gehören zu den bekanntesten Dämonen, sowohl hinsichtlich der Verbreitung ihres Wahren Namens (von dem selbst Eleven wissen, dass er vollständig bekannt und vielerorts niedergelegt ist) als auch bezüglich ihrer Wahrnehmung beim nichtmagischen Volk, das viele Sagen über Helden kennt, die gegen ‘stinkende Höllenfratzen’ kämpfen. Diese Legenden aber machen es teilweise sehr schwer, anderen Leuten die Bedrohlichkeit des Dämonen deutlich zu machen, denn viele gehen irrtümlich davon aus, wie der Wackere Alrik oder der Kühne Dschelef im Märchen, sich nur auf ihr ‘tapferes Herz’ verlassen zu müssen, um der Magie des Braggus erfolgreich zu trotzen.
»So, ihr feinen Damen und Herren glaubt also, ihr könnt es mit Dämonen aufnehmen. Ein paar Zauber, Flammenschwert, fertig, wird schon gut gehen? Warum? Weil die Götter mit euch sind, wenn ihr gegen Dämonen kämpft? Scheiße!
Ich habe Leute gekannt, Freunde, die waren tausend Mal besser als irgendeiner von euch je sein wird. Und ein Zant, ein verdammter Zant hat sie gekriegt. Und die Götter haben darauf geschissen.
Wisst ihr was, Herrschaften? Vom Braggu habt ihr schon mal was gehört, bei euren Studien in der warmen Kammer, ja? Kleiner Dämon, kämpft kaum, brüllt und stinkt nur. Lächerlich, ärmlich.
So. Das ist ein Braggu. Und ihr werdet alle herantreten und ihm in die Augen schauen. Wer ihn küsst, bekommt Abendessen. Aber das werdet ihr nicht brauchen. Wir werden hier weitermachen, bis sich jeder von euch die Seele aus dem Leib kotzt, von einem kleinen, minderen lächerlichen Braggu. Und dann werdet ihr vielleicht anfangen, Dämonen ernst zu nehmen und nicht irgendwann aus Nachlässigkeit einen Ordensbruder umbringen.«
—aus der Rekrutenausbildung neuer ODL-Gardisten
Jede Manifestation eines Braggus wird von niederhöllischem Lärm und Spektakel begleitet und stets ist die Dämonenfratze in einen übelriechenden Nebel von grün-violetter Farbe gehüllt. Zwar erinnert letzteres an die Erzdämonische Patronin der Pestilenz, doch der wichtige Unterschied besteht darin, dass die Verbreitung des Miasmas kein Daseinszweck des Dämonen ist, sondern nur ein Mittel zur Verteidigung: Nur wenn er selbst (oder sein Beschwörer) attackiert wird, kann er gezielt den Angreifer in stinkende, giftige Gruftnebel hüllen, die die Haut verätzen. Die Nebelschwaden einzuatmen muss nach Kräften vermieden werden, denn das kann gerade für geschwächte Kämpfer fatal sein – und auch kerngesunde Leute werden oft für einige Zeit durch Übelkeit, krampfhaftes Erbrechen und eisigen Schüttelfrost völlig handlungsunfähig. Man sagt, die Ritter des Golgari verfügten in den Visieren ihrer Helme über geweihte Luftfilter, die sie vor dem miasmatischen Atem eines Braggus schützen, da sie bei ihren Missionen erschreckend oft auf diese Dämonen stoßen – doch wie nicht weiter überraschen sollte, schweigen Orden und Boronkirche dazu.
Die hauptsächliche Aufgabe des Dämonen ist es, Angst und Schrecken zu verbreiten. Die ihm dafür zur Verfügung stehenden Kräfte erinnern sehr an den HORRIPHOBUS, können aber auch gegen mehrere Opfer gerichtet werden. Diese Fähigkeit, starke Furcht zu erwecken, macht den Dämon zu einem sehr effektiven Wächter, denn selbst wer nicht in Panik flieht, wird doch in der Regel vorsichtig und eher auf Rückzug als Vormarsch sinnen.
Da sich ein Braggu immer ohne jede Vorwarnung aus der leeren Luft manifestiert, sorgt er naturgemäß für großes Entsetzen gerade in Situationen, wo das Erscheinen eines Feindes nicht erwartet wird. In Artefakte gebundene Braggui sind häufig die ‘erste Verteidigungslinie’ vieler Totenbeschwörer, gerade in den Ländern des Warunker Nekromantenrates: In der Regel haben sie jedoch aus symboltechnischen Gründen die Form von Dämonenmasken, grotesken Reliefs oder Wasserspeier ähnlichen Ornamenten, aus denen der Dämon dann erscheint. Wenn sich ein Nekromant dagegen den Aufwand geleistet hat, einen Braggu in einen alltäglichen Gegenstand an einem ohnehin schon gefährlichen Ort zu bannen (wie in einen Stein von einer schmalen Brücke oder in eine Wegmarkierung auf einer Hangpiste), entsteht schnell eine Todesfalle. Auch sollte man nicht dem Irrtum verfallen, dass die dem schweigenden Boron wohlgefälligen Symbole davor gefeit seien, als Heimstatt eines Braggus zu dienen, so lange sie nicht wirklich geweiht sind: Eine Ordenseinheit musste schon einmal einen Braggu auf einem Boronsanger exorziert, der sich in einem Rabenstandbild versteckt gehalten hatte. Durch Waffen, die dem Boron geweiht sind, ist der Braggu allerdings ganz besonders verwundbar.
Als Diener der niederhöllischen Thargunitoth ist ein Braggu auch in der Lage, einem Opfer des Nachts in seinen Träumen zu erscheinen. Die Möglichkeiten seiner Einflussnahme sind zwar eingeschränkt, denn er kann ausschließlich schreckenserfüllte Alpträume hervorrufen, und keine Visionen oder Halluzinationen anderer Art erzeugen – doch um einem Schläfer die Nachtruhe gründlich zu verderben oder ihn sogar in einer Traumwelt voll unbegreiflichen Entsetzens zu fangen, ist der Braggu erschreckend effektiv.