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Mada, die Göttin im Mond

Niemand, der sich mit Magie oder dem Weltenmechanismus beschäftigt, kann den aventurischen Mond, das ‘Madamal’, ignorieren. Der Landmann weiß, dass der Mond die Säfte in Sumus Leib pulsieren lässt, Holzfäller wie Baumeister richten sich bei der Bearbeitung des Holzes nach dem Mondstand. Der Mond steht in enger Beziehung zu den – in Aventurien eher schwachen – Gezeiten, und auch der Monatszyklus der Frauen folgt häufig seinem Lauf. In Magie und Aberglaube spielen Madamal und Mondlicht eine bestimmende Rolle – seit ‘Madas Frevel’ (siehe WdZ 5 und Seite 7 in diesem Band) durchziehen Kraftlinien (bisweilen auch ‘Madas Haare’ genannt) den Limbus und die Welt.

Im zwölfgöttlichen Mythos wollte Praios zur Durchsetzung seines Urteils gegen Mada nicht die Göttin der Magie berufen: Er misstraute Madas Mutter Hesinde. Daher schuf Ingerimm einen Stein, in den sie gebannt wurde, Boron warf Schlaf über sie, und Phex erhielt den ewigen Auftrag, Mada zu behüten. Phex gilt daher als Mondgott, dem auch die Macht über die Sterne am Himmel zugeschrieben wird. So wurde Mada “in der Sechsten Sphäre versteinert, inmitten der Sterne, deren Kraft sie freigesetzt hatte”. Durch ihre ständigen Befreiungsversuche folgt der Mond keiner festen Bahn, und bisweilen geht ihre Auflehnung sogar so weit, sich direkt vor Praios’ Sonnenscheibe zu drängen. Eine Sonnenfinsternis ist auch heute noch idealer Zeitpunkt für Hohe Magie, aber auch für namenlose und dämonische Manifestationen jeder Art. Noch heute werden im ‘Tanz der Mada’ die Einheit von Körper und Geist, das Durchbrechen und die zyklische Wiederkehr zelebriert.

Obwohl sie von den Tulamiden und Almadanern, aber auch manchen Hexen als Bringerin der Träume und der Magie angesehen wird, findet man eine tatsächliche kultische Anbetung Madas allein in Almada, Aranien und Mhanadistan. Während man sie in Fasar in einem Tempel, der tagsüber verschlossen wird und in den nur das Mondlicht Einzug hält, als Tochter Phexens und Herrin der Magie verehrt, besitzt sie im Puniner Hesinde-Tempel einen großen Schrein (sowie einen Tempel im nahen Ort Madasee). Hier wird die Mondgöttin als Tochter von Phex und Hesinde angerufen und als Wandlerin in den Träumen angesehen, die des Nachts Weissagungen und Gesichte schickt.

Die Sekte der Sha’ay Mada verehrt die Mondgöttin im Namen des Phex und versucht, ihre Fingerzeige und Visionen zu deuten, um den namensgebenden ‘Stein der Mada’ zu finden, der laut der Lehre der Sekte von Mada auf Dere gesandt wurde und in viele Scherben zersplitterte (die Madamanten), durch die die Göttin Träume und Botschaften sendet. Die wenigen teils Phex, teils Hesinde geweihten Priester und etwa zwei Dutzend nicht geweihten (teils magisch begabten) Anhänger beten Mada als gebundene Göttin an, die mit dem Mond und der Magie assoziiert wird, und glauben, dass der Stein der Mada vollständig zusammengefügt die Herrin wieder aus ihrem Gefängnis befreien und ihr die geraubten Kräfte zurückgeben könne. Zwei geheime Begründer der Sha’ay Mada sind die Politikerin Yanis di Rastino von Nordhain sowie Shebah al’Hammadah, ein mysteriöser Geschichtenerzähler aus Fasar. Als Zentrum gilt Punin.

Die Schwesternschaft der Mada dagegen ist ein Zusammenschluss von Hesinde-Priesterinnen, Magierinnen und angeblich sogar einigen Hexen, die Mada als Befreierin der Magie ansehen (siehe auch bei Hesinde auf Seite 90). Zahlreiche magische Traditionen suchen nach der Maday’kha (siehe WdZ 411), die Madas Frevel vollenden soll, die Tulamiden fürchten Bej’Kelhachamada, den ‘verderbten Sohn der Mada’.

Den Elfen war die Träumende Madaya die Erlöserin aus den weltlichen Krallen des Namenlosen. Sie gab ihre Wirklichkeit auf, um in die Wahrheit zurückzukehren, und träumt laut den elfischen Überlieferungen noch immer in einem Schloss in den Salamandersteinen. Sie wird als erste und letzte der Elfen bezeichnet und als größte der Lichtelfen verehrt.

Eher gefürchtet und als erster Mörder verflucht denn geliebt wird Mada der Mörder bei den Nivesen. Er tötete die Kinder der Himmelswölfin Liska und beendete so aus Neid und Habgier das gemeinsame Leben von Bruder Wolf und Schwester Mensch. Die Wölfe heulen in Vollmondnächten sein Mal der Schande an, das angeblich die erschlagenen Welpen auf einer silbernen Schale zeigt. Parallelen dieser Geschichte zu den zwölfgöttlichen Legenden über den Namenlosen werfen ein unheiliges Licht auf Mada – trotzdem ist auch er eine Gestalt, die den Menschen geben wollte, was den Göttern zustand (ein Kernthema aller Mada-Mythen) – und als solche auch in den Mythen der Borbarad-Kirche wiederzufinden.

Selbst die Trolle kennen Mada unter dem Namen Matscha und berichten von einer Zeit, als diese noch nicht von drei Mondgöttern eingekerkert worden war. Auch die drittgeborene Tochter der ersten Menschen, Marhyna, erinnert in ihrem Schicksal an Mada (siehe Seite 11). Als Mondgottheit steht Mada in Konkurrenz zu Phex und zu Tairach, denen ebenfalls der Mond als Zeichen und Wirkungsstätte zugesprochen wird.


Язык: Deutsch | Категория: Beitrag | Дата: 17.05.24 | Просмотров: 61 | Отзывов: 0

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