+

Ausbildung Die Anwartschaft

Am Stoerrebrandt-Kolleg hat es sich eingebürgert, alle Kinder, bei denen genügend magisches Potential für eine Ausbildung festgestellt wurde, am 1. Peraine für ein Vierteljahr auf Probe aufzunehmen. In dieser Zeit werden die Kinder wie reguläre Scholaren behandelt und unterrichtet. Während dessen beobachtet man, wer tatsächlich die geistigen, körperlichen und magischen Fähigkeiten zur Ausbildung als Leibmagier besitzt. Am Ende werden die neun Besten am 1. Praios in einer feierlichen Zeremonie als Scholaren aufgenommen. Die restlichen Probanden schickt man an andere Akademien oder, wenn sie für eine Ausbildung gänzlich ungeeignet sind, wieder nach Hause.

Konkurrenz und Gemeinschaft

In vielen Belangen versucht man den Schülern Verantwortungsgefühl für ihre Nächsten zu vermitteln – gleichzeitig schürt man aber die Konkurrenz und die Entwicklung einer Hierarchie in der Gruppe. In beidem sieht man eine Vorbereitung auf das künftige Einsatzgebiet der Schüler: Sie sollen Loyalität und Verantwortung für ihren Auftraggeber empfinden, gleichzeitig aber nach Höherem streben, ohne die Rangordnung außer Acht zu lassen. Dementsprechend werden Schülern höherer Jahrgänge, meist solchen, die durch gute Leistungen auffallen, Gruppen von drei bis vier Probanden zugewiesen, denen sie als Tutoren zur Seite stehen. Sie sollen die Neulinge in den Tagesablauf der Schule einführen und ihnen bei der Bewältigung ihrer täglichen Aufgaben helfen. Den Tutoren bringt man dabei sogar soviel Vertrauen entgegen, dass sie am Ende der Anwartschaft ein Urteil über ihre Gruppe abgeben sollen, das eventuell den Ausschlag zwischen Aufnahme oder Ablehnung gibt. Scholaren, die aufgenommen werden, bleiben meist bis zur Freisprechung ihres Tutors in dessen Gruppe – in einer kleinen verschworenen Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt.

Zuckerbrot und Peitsche

In Riva hält man viel vom Grundsatz, gute Arbeit zu belohnen und schlechte zu bestrafen. Schüler, die durch besonders gute Leistungen auffallen, erhalten gewisse Vergünstigungen: Erlass von täglichen Arbeiten, ein kleines Taschengeld, die Erlaubnis außerhalb der Akademie zu nächtigen oder die Einbeziehung in die Arbeiten eines der Magister. Verdiente Studiosi höherer Jahrgänge werden sogar für kleinere Aufträge der Rivaner Handelshäuser oder kurze Expeditionen vom Unterricht freigestellt und können sich so einen Ruf außerhalb der Akademie erarbeiten.

Wer dagegen durch unterdurchschnittliche Ergebnisse, Faulheit oder gar Unfug auffällt, bekommt zusätzliche Arbeiten aufgebrummt oder wird mit dem Brabaker Rohr gezüchtigt. Wiederholte Vergehen werden mit ein- bis mehrtägigem Aufenthalt im Karzer bestraft. So spornt man die Scholaren an, stets ihr Bestes zu geben. Wer auch hieraus nichts lernt, der wird ohne viel Federlesens der Akademie verwiesen.

Auch zwischen den Schülern eines Jahrgangs besteht ein großes Gemeinschaftsgefühl, immerhin ist man gemeinsam durch die Anwartschaft, die Feuertaufe des Stoerrebrandt-Kollegs, gegangen. Trotzdem vergessen die Scholaren niemals, dass sie in direkter Konkurrenz zueinander stehen.

Die Unterweisungen

Unterrichtet wird sowohl theoretisch als auch praktisch. Neben Rechenkunst, Handelslehre, Rechtskunde, Etikette, Geographie, Sprachen, Alchimie und Magie müssen die Schüler körperliche Ertüchtigungen bewältigen und das Fechten mit dem Stab erlernen. Da sie Handelszüge begleiten sollen, erhalten sie auch entsprechende Unterweisungen: Man übt das Errichten und Verteidigen einer Wagenburg, lehrt das Schützen von Personen mit Körper und Magie und unterweist sie in selbstsicherem Auftreten in Bedrohungssituationen. Nach dem vierten Lehrjahr entscheidet sich, ob der Studiosus den Weg des magischen Beraters oder des Leibwächters einschlägt. Hier zählt vor allem, ob er sich körperlich oder geistig ausgezeichnet hat. Nur den wenigen, die auf beiden Gebieten gleich gut sind, wird es gestattet, die Wahl für sich selbst zu treffen.

Ein magischer Leibwächter verbringt viel Zeit seiner weiteren Ausbildung im Freien. Er lernt Hinterhalte zu erkennen und seinen Herrn bei jedwedem Anlass – sei es ein herrschaftlicher Empfang oder der Gang zum Donnerbalken im verregneten Urwald – zu schützen.

Den Scholaren des Berater-Zweigs erteilt man hingegen mehr theoretischen Unterricht: Erkennen und Abwehr von Geistbeeinflussung sowie das Einschätzen von Menschen anhand der Körpersprache zählen zu ihren Fachgebieten.

Typische Unterrichtsthemen: Fortgeschrittene Handelslehre: Vom Nutzen der Manufacturen; Magischer Schild – die Pflichten des Leibmagus’; Colloqium: Magische Verbrennungen: Vor- und Nachsorge; Übung: Hellsicht zur Einschätzung des Handelspartners; IGNISPHAERO und der beengte Raum

Höchstes Lob eines Magisters: “Gut gemacht, Euer zukünftiger Arbeitgeber wird Euren Einsatzwillen sicherlich zu würdigen wissen – und jetzt geht euch verbinden lassen!”

Größte Furcht der Scholaren: “Nein, nein, nein, Eure Berechnungen sind völlig falsch! Mir deucht, dass es einige weitere Stunden in den Künsten der Bilanzierung bedarf!”

Abschlussprüfung

In Riva ist die Abschlussprüfung zweigeteilt. Wie überall muss man sein theoretisches und praktisches Können in den Unterrichtsfächern vorweisen. Zudem muss auf Anordnung Stover Stoerrebrandts jeder angehende Adept seine phexischen Tugenden – Kombinationsgabe, Witz und Verstand – beweisen, indem er eine Reihe von Rätseln löst, die ihn jeweils zu Orten führen, wo er Hinweise auf sein nächstes Ziel erhält. Hat er alle Aufgaben bewältigt, so findet er seinen Zauberstab und hat seine Stableite (bis auf die Verzauberung versteht sich) bestanden. Wie die Rätsel gelöst werden, ist egal – denn auch, wer die Hilfe anderer sucht, hat Verstand bewiesen.


Язык: Deutsch | Категория: Beitrag | Дата: 17.05.24 | Просмотров: 89 | Отзывов: 0

Имя*:
E-mail*:
Код*: